Meistens gehen Naturereignisse als Katastrophen, als Zerstörer und Todbringer, in die Geschichte ein. Doch es gibt auch Ausnahmen. Eine davon ereignet sich im 13. Jahrhundert in Japan, einem zu dieser Zeit mit dem Mongolenkaiser Kublai Khan im Krieg liegenden Land. Der über China, Korea und die Mongolei gebietende Herrscher hat es sich in den Kopf gesetzt, auch das Inselreich Japan seinem Herrschaftsgebiet einzuverleiben. Zu diesem Zweck stellt er unter Zeitdruck eine gewaltige Armee auf die Beine und lässt sie 1274 auf tausend koreanischen Kriegsschiffen Richtung Japan segeln.
Fataler Rückzug – und der erste Sturm
Zunächst läuft alles planmäßig: Kublai Khans Heer nimmt zwei vorgelagerte Inseln ohne große Schwierigkeiten ein. Auf dem Festland der Insel Kyushu allerdings, nach der Landung in der Hakata-Bucht, stoßen die Krieger auf Widerstand: Die Samurai verschanzen sich in der weiter im Landesinneren liegenden Festung Mizu-ki und warten dort auf das Eintreffen weiterer Truppen. So weit vom Meer entfernt, bekommt Kublai Khans Armee Nachschubprobleme, zudem erleidet sie bei der Belagerung schwere Verluste. Der Mongolenherrscher entschließt sich daher, die Belagerung abzubrechen und seine Truppen zurückzuziehen.
Doch kaum sind seine Krieger auf den vermeintlich sicheren Schiffen, bricht das Unglück endgültig herein: Ein schwerer Sturm zieht auf und versenkt fast ein Drittel der gesamten Flotte Kublai Khans. Die Schiffe –ohnehin kaum hochseetauglich und in Eile zusammengezimmert – können Wind und Wellen nichts entgegensetzen und brechen auseinander. Für die Japaner ist dies eine Antwort auf ihre Gebete: „Kamikaze“ – der göttliche Wind hatte die Feinde vernichtend geschlagen.
Der zweite Versuch – und der zweite Sturm
Kublai Khan allerdings gibt nicht auf. Wenige Jahre später, 1281, startet er einen zweiten Invasionsversuch. Diesmal soll Korea tausend Schiffe und 20.000 Soldaten bereitstellen, chinesische Stämme 3.000 Schiffe und 100.000 Krieger. Wieder ist die Hakata-Bucht eines der Hauptziele der Invasionsarmee. Diesmal aber sind die Japaner besser vorbereitet. Sie liefern dem Heer Kublai Khans erbitterte Gegenwehr und können ihre Verteidigungslinien wochenlang halten.
Dann, am 15. August, schlägt das Schicksal wieder zu: Ein Taifun rast über den Pazifik heran. Wieder trifft der Sturm die Schiffe der Invasoren mit brutaler Härte. Vor allem die chinesischen Schiffe, nach neuesten Erkenntnissen größtenteils Flussschiffe, die notdürftig seetauglich gemacht worden waren, sind der Katastrophe hilflos ausgeliefert. Mehr als die Hälfte von ihnen sinkt, mit ihnen tausende von Soldaten und Seeleuten. Von den koreanischen Armeen sterben ebenfalls rund ein Drittel in den Fluten, der größere Teil jedoch kann sich retten. Vermutlich hatten die erfahrenen Seeleute die Gefahr rechtzeitig erkannt und ihre Boote zumindest teilweise aus der gefährlichen Küstennähe hinausmanövriert.
Wieder einmal hatte der „göttliche Wind“ Japan vor der Invasion gerettet. Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, ob das Land auch ohne diese Stürme gegen die Armee des Mongolenherrschers eine Chance gehabt hätte. Kublai Khan gab seinen Plan, Japan zu erobern, auch später nicht auf, konnte aber nie wieder eine so große und damit gefährliche Armee aufstellen wie in diesen ersten beiden Anläufen. Lange Zeit galt Japan zudem für viele als „von Göttern beschützt“ und damit quasi uneinnehmbar.
Stand: 03.04.2009