Unsere Städte wachsen. Der Flächenverbrauch hält an und eine fortschreitende Umwandlung von Kulturlandschaft und Natur in urbane Landschaft gefährdet die Ressourcen für zukünftige Generationen. Auch wenn dieser Prozess noch immer unvermindert anhält, steigt angesichts apokalyptischer Zukunftsvorhersagen bei vielen Menschen die Bereitschaft zu nachhaltiger Lebensweise. Ökologie in der Stadt gewinnt also an Bedeutung. Doch wie ökologisch kann Städtebau sein und wird Ökologie die Zukunft der Stadt entscheidend bestimmen?
Im Grunde gehören intensiv genutzte Stadtlandschaften zu den am stärksten überprägten Ökosystemen. Städtebau ist immer verbunden mit Eingriffen in natürliche Prozesse. Die Stadt bezieht ihre Rohstoffe aus dem Umland und gibt Abfall und Abgase zurück. Sie lebt auf Kosten ihrer Umgebung. Darf das Wort „ökologisch“ in diesem Zusammenhang also überhaupt verwendet werden? Eine nachhaltige Entwicklung im ökologischen Sinne können Städte wohl kaum erreichen. Letztlich geht es den Befürwortern der nachhaltigen Stadtentwicklung daher vor allem darum, Ressourcen zu sichern, also nachhaltig zu leben. Ziel auf dem Weg zur „ökologischen“ Stadt ist daher, die Fähigkeit der Städte zur Selbstregeneration soweit möglich herzustellen.
Ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltige Lebensweise wurde 1992 auf der „Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen“ in Rio gemacht. Hier trafen sich Vertretungen aus 179 Staaten, Repräsentanten aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie Nicht-Regierungs-Organisationen, um über eine Lösung für die steigenden ökonomischen, ökologischen und sozialen Probleme zu beraten. In der als Abschlussdokument verfassten Agenda 21 kommt dem Aspekt der Nachhaltigkeit eine wichtige Bedeutung zu. Die hier artikulierten Forderungen berühren in besonderem Maße die Städte, da dort die Probleme geballt auftreten und sie als Politik- und Verwaltungsebene den Bürgern am nächsten stehen. Im Kapitel 28 der Agenda werden die Kommunen der Welt daher aufgefordert, im Dialog mit ihren Bürgern eine lokale Agenda zu entwerfen und ihr entworfenes Handlungsprogramm umzusetzen.
Auch in Deutschland sind seit 1992 viele Städte diesem Aufruf gefolgt. Außerdem gibt es weitere Modellprojekte, die die Ökologie in Städten fördern. So hat das Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung Nordrhein-Westfalen die Städte Herne, Hamm und Aachen 1992 zu „Ökologischen Städten der Zukunft“ ernannt. Mit diesem Titel geht die Verpflichtung einher, die Stadtentwicklung mit der langfristigen Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen in Einklang zu bringen. Eine Vielzahl von Projekten wurde initiiert und teilweise schon umgesetzt. Während die Stadt Aachen dabei den Schwerpunkt auf die Bereiche regenerative Energien, Umweltpädagogik und autofreie Stadt legt, werden in Herne viele Maßnahmen zur Schonung der dort knappen Flächen realisiert. In Hamm stehen dagegen die Wiedernutzung ehemaliger bergbaulicher Flächen und ökologisches Bauen im Vordergrund.
Eine flächendeckende Einführung einer lokalen Agenda und deren Umsetzung könnte durchaus eine Chance für die Zukunft der Stadt darstellen und Wege in eine nachhaltige Stadtentwicklung weisen, ob dies allerdings realisiert werden kann, muss sich zeigen.
Stand: 26.09.2001