Im „Marsianer“ baut Watney Kartoffeln im Inneren des Habitats an, um seinen Essensvorrat aufzustocken. Damit die Pflanzen wachsen, düngt er den eher kargen, lebensfeindlichen Marsboden mit seinem Kot und reichert das Ganze mit Bakterien einer von der Erde mitgebrachten Bodenprobe an.
Tomaten und Roggen auf Marsboden
An der Universität Wageningen experimentieren Botaniker tatsächlich daran, Marsboden durch Zugabe von organischem Material und Bakterien fruchtbar zu machen. Ihr Marsboden stammt allerdings nicht vom Roten Planeten, sondern ist ein Analog, bei dem Vulkansand vom Mauna Loa auf Hawaii chemisch angepasst wurde.
Vor wenigen Wochen brachten die Botaniker erfolgreich ihre erste „Marsernte“ ein: Tomaten, Erbsen und Roggen, gewachsen auf „gepimpter“ Marserde. Und die Ausbeute war gar nicht so schlecht: Es gab immerhin halb so viel Biomasse wie in der Kontrolle auf normaler Blumenerde. Allerdings: Wegen akuten Geldmangels könnte dies wohl vorerst die letzte Ernte sein. Die Forscher planen, per Crowdfunding weitere Unterstützung zu erhalten.
Salat auf der ISS
Auch die NASA forscht an Pflanzenzucht-Methoden für Weltraummissionen. Auf der Raumstation ISS wird zurzeit das System „Veggie“ getestet. In ihm wachsen Pflanzen in einer Nährlösung aus Dünger und einer kalkhaltigen Mineralmasse. Das Ganze wird von roten, blauen und grünen LEDs beleuchtet. „Blaue und rote Wellenlängen sind das Minimum, das für das Pflanzenwachstum nötig ist“, erklärt Ray Wheeler vom Kennedy Space Center der NASA. Das grüne Licht soll den Betreuern des Weltraum-Gewächshauses das Sehen erleichtern.
Auf der ISS haben die Astronauten bereits erste Salatblätter aus dem Veggie-System geerntet. Doch in Zukunft sollen ähnliche Systeme vor allem auf Langzeitmissionen für frisches Grün sorgen. „Je länger und weiter Menschen von der Erde wegfliegen, desto wichtiger ist es, Pflanzen für Nahrung, zum Recycling der Atmosphäre und für die Psyche zu halten“, sagt Gioia Massa, Leiterin des Veggie-Projekts. Etwas Grünes und Wachsendes – ein kleines Stück der irdischen Natur – um sich zu haben, kann gerade in einer so extremen und stressreichen Umgebung wie bei einer Raummission enorm helfen.
Einen Botaniker mit auf eine Marsmission zu nehmen, ist daher gar nicht so unrealistisch. Buchautor Andy Weit allerdings gibt zu, dass er vor seinen Recherchen ziemlich wenig über Pflanzenbau wusste. Danach gefragt, wie lange er auf dem Mars überleben würde, wenn er dort stranden würde, sagt er: „Nicht sehr lange! Ich weiß nicht, wie man Gemüse anbaut, noch kann ich Lösungen zusammenbasteln, wie er es tut“, so Weir. „Es ist viel einfacher, über eine solche Lage zu schreiben als sie selbst durchzustehen.“
Nadja Podbregar
Stand: 08.10.2015