Das Schicksal einer Art ist in komplexen ökologischen Netzwerken eng mit dem Schicksal aller anderen Arten des gleichen Ökosystems verbunden. In solchen Interaktionsnetzwerken kann das Aussterben einer Art als Erschütterung wie ein Erdbeben durch das Netzwerk von Art zu Art transportiert werden. Das Aussterben einer Art ändert die Lebensbedingungen ihrer direkten
Konsumenten- und Ressourcenarten, was den Rückgang, wenn nicht sogar das sekundäre Aussterben zur Folge haben kann.

Im Beispiel gesagt: Das Aussterben der Asseln würde sowohl die Nahrungsgrundlage der Käfer als auch indirekt die der Vögel reduzieren, wodurch es zum Aussterben dieser Arten kommen könnte. Man spricht von einer sekundären Aussterbewelle, wenn sich dieser Prozess verselbstständigt und durch das Netzwerk wie eine Kaskade hindurchwirkt. Diese lawinenartige Fortsetzung durch das Ökosystem macht sekundäre Aussterbewellen besonders gefährlich.
Folgen werden erst mit Verzögerung sichtbar
Gleichzeitig sind Ursache und Wirkung, primäres und sekundäres Aussterben, oft viele Jahre voneinander getrennt. So wird die Konsequenz der derzeitigen menschlichen Eingriffe in die Ökosysteme erst Jahre später sichtbar werden. Ein solcher Vorgang kann mit der Aufnahme eines Kredits verglichen werden, bei dem die tatsächliche Zinsbelastung erst am Ende der Kreditlaufzeit bekannt wird.