Trotz des Freispruchs für die Jäger waren die damals lebenden Menschen wohl doch nicht so ganz unschuldig daran, dass die Höhlenbären ausstarben. Dies hat im Jahr 2010 eine Studie in der Fachzeitschrift „Molecular Biology and Evolution“ enthüllt. Danach machten die Neandertaler oder der frühe moderne Mensch den Tieren ihren wichtigsten Wohnort streitig: Die Höhlen.
„Als die Menschen immer intensiver die Höhlen nutzten, nahm die Zahl der Orte, wo Bären überwintern konnten – dies war wichtig für ihre Fortpflanzung und alles andere, was sie taten – deutlich ab“, erklärt Erik Trinkaus von der Washington Universität in St. Louis.
Niedergang begann vor 50.000 Jahren
Der Paleoanthropologe hatte zusammen mit spanischen Kollegen die DNA von 17 neu entdeckten Höhlenbären-Fossilien verschiedenen Alters untersucht und dabei festgestellt, dass der Niedergang der Tiere schon vor rund 50.000 Jahren begann. Bei ihren DNA-Analysen identifizierten die Wissenschaftler seitdem eine Abnahme der genetischen Diversität der Höhlenbären. Diese ist ein wichtiges Indiz für die Anzahl der existierenden Tiere einer Art.
Laut Aurora Grandal-D’Anglade von der Universität in La Coruna, Spanien, gab es jedoch damals keinen gravierender Klimawandel, der als Ursache für den Schwund in den Höhlenbären-Populationen in Frage käme. Stattdessen nahm die Ausbreitung des Menschen immer mehr Fahrt auf –und damit den Forschern zufolge auch der Wettlauf um die Höhlen.
Die Wissenschaftler kommen deshalb zu dem Schluss, dass letztlich ein ganzes Bündel an Faktoren beim Aussterben der Höhlenbären eine Rolle spielte: Konkurrenz um die Unterkünfte, sinkende Temperaturen und die geringere Vegetation könnten „den Gnadenstoß für diese Art gegeben haben, die sich ohnehin schon auf rapider Talfahrt befand“, wie Grandal-D’Anglade meint.
Braunbären waren flexibler
Der damals ebenfalls bereits existierende Braunbär dagegen könnte diesem Schicksal entgangen sein, weil er zum Überwintern nicht ausschließlich auf Höhlen angewiesen ist. Einen weiteren Grund nannte Hervé Bocherens von der Universität Tübingen auf einem Meeting der European Geosciences Union in Wien: Der Braunbär konnte sich besser an veränderte Ernährungsbedingungen anpassen. „Er war zunächst ausschließlich Fleischfresser, stieg aber auf Pflanzen um, als der Höhlenbär ausstarb.“
Dieter Lohmann
Stand: 22.07.2011