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(Kein) Schnee am Kilimandscharo

Die Gletscher schrumpfen

Furtwangler-Gletscher. © Photos courtesy of Lonnie Thompson, OSU

18. Februar 2001. Es ist kein guter Tag für den Kilimandscharo. Aber das wissen die Wissenschaftler und Reporter, die zum Jahrestreffen der American Association for the Advancement of Science in San Francisco gekommen sind, noch nicht. Aber als der amerikanische Geologieprofessor Lonnie Thompson von der Ohio Universität in Columbus das Wort ergreift und neue Ergebnisse aus der Gletscherforschung vorstellt, wird dies schnell klar.

Die Eisflächen auf dem Kilimandscharo sind in den letzten knapp 100 Jahren um mehr als 80 Prozent geschrumpft, verkündet Thompson dem interessierten Fachpublikum und der überraschten Öffentlichkeit. Doch damit nicht genug. „Geht dieser Gletscherschwund in dem Tempo weiter“, so Thompson, „wird das ganze Eis auf dem Kilimandscharo zwischen 2010 und 2020 verschwunden sein – und das ist noch eine konservative Schätzung.“

Gletscherausdehnung 1993. © NASA/GSFC

Im Rahmen seiner Forschungstätigkeit hatte Thompson die Aufzeichnungen von der ersten Kartierung und Erforschung der Kilimandscharo-Gletscher im Jahr 1912 mit Luftaufnahmen und Beobachtungen aus einer eigenen Expedition verglichen und dabei den dramatischen Gletscherschwund entdeckt.

Der Kilimandscharo schon bald eisfrei? Der höchste Gipfel Afrikas in Kürze seines Wahrzeichens beraubt? Das war eine Sensation. Dementsprechend schnell ging die Meldung durch die Medien und sorgte weltweit für Schlagzeilen.

Hochgebirgsgletscher in Gefahr

Doch nicht nur dem Kilimandscharo droht dieses Schicksal. Thompson und sein Team hatten ähnliche Befunde auch vom nahe gelegen Mount Kenya und von anderen Hochgebirgsgletschern in Asien und Südamerika mitgebracht.

„Gletscher lassen sich mit den Kanarienvögeln vergleichen, die man früher in den Kohlenminen gehalten hat“, sagte Thompson auf der Veranstaltung. „Sie sind ein Indikator für massive Veränderungen, die stattfinden und eine Resonanz auf Klimaveränderungen in den Tropen.“

Gletscherausdehnung 2000. © NASA/GSFC

Ein Jahr später im Oktober 2002 konnte Thompson seine Beobachtungen, die von vielen Fachkollegen zunächst angezweifelt wurden, mit neuen Beweisen untermauern. Mithilfe von GPS-Messungen und Luftbildern hatte er berechnet, dass sich nicht nur die Ausdehnung, sondern auch die Masse der Kilimandscharo-Gletscher von 1962 bis zum Jahr 2000 erheblich verringert hat.

„Wir stellten ein Absinken der Eisoberfläche um rund 17 Meter seit 1962 fest“, so Thompson im Wissenschaftsmagazin Science. „Das bedeutet ein Schrumpfen um durchschnittlich einen halben Meter Höhe jährlich.“ Doch dies war längst noch längst nicht die letzte beunruhigende Meldung der Klimaforscher vom Kilimandscharo.

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Stand: 13.04.2006

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Kilimandscharo
Weißer Riese in Gefahr

Kind des Feuers
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Umweltprobleme im Nationalpark

(Kein) Schnee am Kilimandscharo
Die Gletscher schrumpfen

Gletscher schmelzen schneller
Droht ein Wassermangel in der Kilimandscharo-Region?

Tauwetter am Gipfel
Sind fehlende Bäume „schuld“ am Abschmelzen der Gletscher?

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Wie kann man die Gletscher noch retten?

Klimaarchiv Kilimandscharo
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