Zu einem echten Ärgernis haben sich auf Hawaii die so genannten El Coqui-Frösche entwickelt. Die karibischen Amphibien der Art Eleutherodactylus coqui dezimieren nicht nur die Insekten im Regenwald und rauben damit vielen Vögeln ihre Lebensgrundlage, sie stören auch energisch und dauerhaft die Ruhe der Hawaii-Bewohner.
Die von Puerto Rico aus nach Hawaii ingeschleppten Coquis produzieren ein bis zu 100 Dezibel lautes Quaken, das eher an eine Kreissäge oder einen Hubschrauber erinnert als an ein tierisches Geräusch. Wie die Forscher vom Hawaiian Ecosystems at Risk Project (HEAR) berichten, haben die Frösche vor allem während der Brautschau damit schon manchen Hawaiianer oder Touristen um seinen Schlaf gebracht. Angeblich sollen sogar bereits Touristen wegen des Gequakes ihren Urlaub vorzeitig abgebrochen haben.
Kein Wunder, dass sich Anwohner, aber auch Wissenschaftler vom National Wildlife Research Center mittlerweile Gedanken, darüber machen, wie sie die kleinen Quälgeister wieder loswerden können. Im Moment testet man unter anderem Koffeinsprays aus, um die Frösche zu erlegen.
Der Kampf gegen die Bioinvasoren
Mittlerweile hat sich eine breite Allianz aus Politikern und Umweltschützern formiert, um das Problem der Bioinvasoren in den Griff zu bekommen. Viele der heimische Tier- und Pflanzenarten sind streng geschützt und beispielsweise auf Big Island steht ein Zehntel der Fläche unter Naturschutz.
Auch der illegale Import und der Verkauf von Amphibien sind streng verboten. Verstöße gegen dieses Gesetz bestrafen die Richter drastisch. Schon der Besitz eines widerrechtlich eingeführten Tieres kann zu Geldstrafen von 200.000 Dollar beziehungsweise mehreren Jahren Haft führen.
Auch Wissenschaftler beschäftigen sich seit Jahren mit den Folgen der Bioinvasionen. Sie versuchen beispielsweise herauszufinden, wie sich die Vegetation bestimmter Regionen durch pflanzliche Einwanderer, so genannte Neophyten, verändert. So untersuchen Forscher der Technischen Universität München um Hans Jürgen Böhmer im Rahmen eines internationalen Projekts die Entwicklung des Bergregenwaldes auf der Insel Hawaii. Vor etwa 30 oder 40 Jahren war es dort an der Ostflanke des Mauna Loa zu einem massiven natürlichen Waldsterben und einer anschließenden „Waldverjüngung“ gekommen.
Innerhalb einer seit 1999 laufenden Langzeitstudie haben die Forscher herausgefunden, dass Neophyten und menschliche Einflüsse die Waldentwicklung erheblich beeinflussen. Böhmer kommt auf der Projektwebsite zu dem Schluss: „Die zahlreichen eingeschleppten Baumarten lassen eine Regeneration des Regenwaldes nach dem bisherigen Muster möglicherweise gar nicht mehr zu. Zu beobachten ist ferner, dass die Zahl der Neophyten auf Flächen mit natürlichem Waldsterben höher ist als im vitalen Wald. Wahrscheinlich aber gelingt es den Neophyten nur dann, einheimische Baumarten völlig zu verdrängen, wenn anthropogene Eingriffe den Wald zerstören.“
Ob solche Forschungsprojekte, strengere Gesetze oder publikumswirksame Aktionen von Umweltschützern in der Lage sind, den Zustrom von Exoten nach Hawaii zu bremsen, ist fraglich. Schließlich reisen pflanzliche und tierische Invasoren gelegentlich sogar in den Schuhsohlen der Flugpassagiere oder im Ballastwasser der Schiffe auf die Inseln ein…
Stand: 24.09.2004