Eine langfristige Verseuchung von Nahrungsmitteln wurden insbesondere durch Cäsium-134 und Cäsium-137 verursacht. In Deutschland erreichten die Cäsium-Kontaminationen keine Werte, die Gegenmaßnahmen erforderlich gemacht hätten.
In den stärker belasteten Gebieten der Ukraine, Weißrusslands und Russlands führte die Ablagerung von Cäsium-137 auf dem Weidegras in den beiden ersten Jahren nach dem Unfall zu erhöhten Kontaminationen der Milch. Der Milchkonsum wurde somit zu einem wesentlichen Expositionspfad, dennoch wurden – zumindest in dieser Zeit – kaum Gegenmaßnahmen ergriffen. Darüber hinaus wurde die radioaktive Verseuchung über das Winterfutter bis zum Frühling 1988 verschleppt.
In den darauf folgenden Jahren waren Weidegras und andere Nutzpflanzen – wenn auch in geringerem Umfang – mit Cäsium-137 belastet, das über die Wurzeln aus dem Boden aufgenommen wurde. Zwischenzeitlich war jedoch das Problembewusstsein in den Folgestaaten der Sowjetunion gewachsen: Weideflächen wurden in großem Umfang gepflügt, gedüngt und mit Grassorten besät, die nur wenig Cäsium aufnehmen. Außerdem wurden dem Futter der Kühe Cäsium-Binder hinzugefügt. Jede dieser beiden Maßnahmen führte zu einer Reduzierung der Milchkontamination um etwa einen Faktor drei.
Armut erhöht Strahlenbelastung
In den späten 1990er-Jahren verarmte die Bevölkerung in den betroffenen Regionen jedoch zunehmend, die Intensität der Gegenmaßnahmen ließ nach und die Strahlenbelastung der Bevölkerung nahm wieder zu. Während in den ersten Jahren natürliche Prozesse – das Einwandern des Cäsiums in den Erdboden, seine Bindung an die Bodenmatrix und die damit verbundene geringere Pflanzenverfügbarkeit – die Verseuchung von landwirtschaftlichen Produkten relativ schnell verringerte, hat sie in den letzten Jahren nur noch um jährlich drei bis sieben Prozent abgenommen.