Astronomie/Kosmologie

Keine Kugel beim Nebel

Form widerspricht Theorie über Ursprung

Planetare Nebel entstehen durch gewaltsame Ereignisse im Kosmos. Für diese gibt es alle denkbaren Varianten. Angefangen vom gemächlichen Wabern alter roter Sterne, die einst in der Kategorie „G“ die Hauptreihe des Hertzsprung-Russel-Diagramms besiedelten und nun am Ende ihrer Tage, bei den Roten Riesen angelangt, wie blubbernder Pudding Materie in den Raum hinaus ploppen, bis hin zur Urgewalt von Supernova-Explosionen, die in Katastrophen galaktischen Ausmaßes ganze Milchstraßenarme erschüttern. Allen ist gemeinsam, dass sie Materie in den Raum emittieren, die wir später als

„Planetare Nebel“ bezeichnen.

Mit Zackenkranz: Der Eskimonebel NGC 2392 © NASA/STScI

Bis vor kurzem gingen die Astronomen davon aus, dass diese Objekte ihren Ursprung in aller Regel in Masse-Emissionen von Einzelsternen haben. Wenn das stimmt, dann liegt die Vermutung nahe, dass diese Nebel dieselbe Form wie ihre Ursprungsobjekte haben. Dass sie also kugelförmig sind. Die Beobachtung zeigt aber, dass das nur sehr selten der Fall ist. Tatsächlich weisen die meisten Planetaren Nebel ausgeprägte Wellen, Zacken und Ausbuchtungen auf, manchmal begleitet von strahlenförmigen Strukturen.

Die Tatsache aber, dass nur die wenigsten Planetaren Nebel sphärische Gestalt haben, wurde mit allerlei störenden Einflüssen erklärt. Unter den „Mainstream-Astronomen“ war es bislang gängige Lesart, die ungewöhnliche Morphologie werde dadurch hervorgerufen, dass diese Einzelsterne entweder außerordentlich schnell rotieren oder gewaltige Magnetfelder haben, die ihrerseits wieder das Produkt einer schnellen Rotation wären. In das Bild passte allerdings nicht, dass genau die Sterne, welche für gewöhnlich Planetare Nebel erzeugen, aufgedunsene Giganten sind, die allein schon wegen ihrer schieren Größe gar nicht zu schneller Rotation fähig sind. Trotz dieser Widersprüche: Es blieb bei der herrschenden Ansicht, dass sich Planetare Nebel in aller Regel aus Einzelsternen bilden.

  1. zurück
  2. 1
  3. |
  4. 2
  5. |
  6. 3
  7. |
  8. 4
  9. |
  10. 5
  11. |
  12. 6
  13. |
  14. weiter


Stand: 27.08.2004

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Kosmische Nebelschleier
Planetare Nebel geben Rätsel auf

Keine Kugel beim Nebel
Form widerspricht Theorie über Ursprung

Begleitsterne gesucht
Entstehen planetarische Nebel in Doppelsternsystemen?

Rätsel um Supernova 1054
Weitere Ungereimtheiten tauchen auf

Hinweis von Hubble
Klare Sicht auf Nebel CRL 618

Erklärungsnot und Puzzleteile
Noch immer sind Fragen offen

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

News zum Thema

Das Universum nebenan
Revolutionäre Ideen in der Astrophysik von Marcus Chown

Gerhard Jentzsch an der Spitze der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft
Deformation der Erdoberfläche im Visier

Dossiers zum Thema

Big Eyes - Riesenteleskope und die letzten Rätsel im Kosmos