Die ökologische Netzwerkforschung hat im letzten Jahrzehnt wesentliche Durchbrüche erzielt. So wurden Muster in den Netzwerkstrukturen entschlüsselt. Diese zeigen, dass die Organisation der „Wer-frisst-wen“-Interaktionen nicht zufällig verteilt, sondern hochgradig organisiert ist. Klare Regeln, basierend auf den mittleren Körpermassen der Arten, legen fest, wer wen physisch überwältigen und konsumieren kann.
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Dies erzeugt eine Architektur natürlicher Ökosysteme, bei der kleinere Arten eher an der Basis des ökologischen Netzwerkes stehen und große Arten oft die Topprädatoren der Systeme sind. Diese auffällige Körpermassenstruktur der Systeme wurde sowohl in wasser- und landgebundenen Lebensräumen gefunden und dokumentiert. Gleichzeitig besteht ein enger Zusammenhang zwischen den Körpermassen von Arten und ihren metabolischen Raten: Große Arten leben mit einem komplexeren Atmungssystem und entsprechenden energetischen Anforderungen als kleinere.
Diese zunächst einfachen, universellen Zusammenhänge können genutzt werden, um ökologische Netzwerkmodelle zu bauen, die gleichzeitig die Netzwerkarchitektur der Interaktionen vorhersagen und den metabolischen Motor der ökologischen Prozesse definieren. So entstehen dynamische Modelle ökologischer Netzwerke mit Interaktionen zwischen Populationen und den biologischen Prozessen von Atmungsvorgängen, Wachstum, Tod und Fraß.
Diese Netzwerkmodelle erlauben neue Vorhersagen zur Konsequenz von Artensterben, das in diesem Rahmen auch mit einer ethisch vertretbaren und langfristig angelegten Methodik zu untersuchen ist.
Ulrich Brose, Universität Göttingen /DFG Forschung 2/2012
Stand: 16.08.2012