Der Schnee gehört zum Kilimandscharo wie die Mauer zu China, die Golden Gate Bridge zu San Francisco oder der Dom zu Köln. Die riesigen Gletscher auf dem Gipfel des höchsten freistehenden Bergs der Welt sind jedoch nicht nur ein Wahrzeichen, sondern auch ein El Dorado für Wissenschaftler. Denn in ihnen ist die Klimageschichte des afrikanischen Kontinents gespeichert – noch.
Mit dem Schmelzen der Kilimandscharo-Gletscher oder der Eiskappen auf dem Mount Kenya jedoch, droht dieses Klima-Archiv, dieses Fenster in die Vergangenheit zu verschwinden. Einige der Geheimnisse aus der Zeit lange vor Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen hat das uralte Eis aber mittlerweile schon preisgegeben.
So ist es dem Geologen Lonnie Thompson mit seinem Team von der Universität Ohio beispielsweise gelungen, das Alter der Eiskappen zu bestimmen. Wie die Auswertung von sechs Eiskernen, die im Rahmen einer Expedition im Jahr 2000 erbohrt wurden, ergab, sind die Eismassen vor knapp 12.000 Jahr entstanden. Sie begannen sich demnach zu formen als die letzte Eiszeit bereits ihrem Ende entgegen strebte.
Mal trocken, mal nass
Die Analysen von insgesamt 215 Meter Eiskern, die Thompson in die Kühlhäuser des Byrd Polar Research Center bringen ließ, lieferten zudem handfeste Indizien für mindestens drei katastrophale Dürren und eine „Nasszeit“, die die afrikanischen Tropen im Laufe der letzten zwölf Jahrtausende heimgesucht haben.