Vor etwa 15.000 Jahren begannen die globalen Luft- und Wassertemperaturen auf der Erde langsam zu steigen. Überall auf der Welt schmolzen die gewaltigen Eisschilde in Rekordtempo zusammen. Während die Natur fast 100.000 Jahre zum Aufbau der Eismassen gebraucht hatte, reichten wenige tausend Jahre mit angenehmen Klimabedingungen aus, um fast das gesamte Eis wieder in Wasser zu verwandeln. In dem Maße wie die Gletscher immer weiter schrumpften, stieg der Meeresspiegel an und überflutetet große Teile der ehemals eiszeitlich geprägten Landschaft.
Seit 10.000 Jahren ist das Klima zumindest in Mitteleuropa wieder recht angenehm und mit unserem heutigen vergleichbar. Die Eismassen der letzten Kaltzeit haben sich fast vollständig zurückgezogen. Größere Inlandvereisungen gibt es seitdem nur noch in der Antarktis, auf Grönland und in den Hochgebirgen der Erde.
Die „Kleine Eiszeit“
Doch auch in unserer jüngsten Vergangenheit traten Klimaschwankungen auf, die immer wieder für „nette Abwechslung“ im tagtäglichen Leben von Mensch und Natur sorgten. Vor 6.000 Jahren beispielsweise war es noch wärmer als heute. Die Temperatur hatte ihre Rekordmarke in der heutigen Warmzeit erreicht.
Ein erstaunliches Auf und Ab der Klimawerte fanden die Forscher sogar in den letzten 1.000 Jahren. Zwischen 950 und 1250 n.Chr. herrschte in Europa ein ausgeprägtes Temperaturhoch. Das Klima war damals so angenehm, dass in England sogar der Weinanbau an der Themse boomte. Die Normannen besiedelten in dieser Zeit Grönland und entdeckten durch Erik den Roten sogar Amerika.
Geoforscher des GFZ Potsdam fanden bei Untersuchungen des Algenwachstums in Sedimenten von Binnenseen heraus, dass sich ab 1400 n. Chr. das Klima wieder verschlechterte. Bis etwa 1880 nach Christus herrschte die so genannte „Kleine Eiszeit“. Das Thermometer zeigte damals ein bis anderthalb Grad weniger an als heute. Mißernten und Hungersnöte bedrohten die Bevölkerung und sorgten für Auswanderungswellen beispielsweise nach Amerika. Die Klimawissenschaftler des GFZ Potsdam stießen bei ihren Untersuchungen im Holzmaar/Westeifel auf eine Algenart, die dort nur während der Kleinen Eiszeit auftauchte und deren Auftreten an niedrige Temperaturen, verringerte Sonnenstrahlung und erhöhte Windgeschwindigkeiten gekoppelt ist.
„Jahr ohne Sommer“
Zwischen 1800-1815 ereigneten sich außerdem weltweit viele Vulkanausbrüche. Der Ausbruch des Tambora-Vulkans im Jahr 1815 war einer der stärksten in der gesamten Geschichte der Erde. Riesige Aschenmengen wurden in die Atmosphäre ausgestoßen, der Himmel verdüsterte sich und die Temperaturen sanken weltweit. Das Jahr 1816 ging als das „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichte ein.
In den letzten Jahren sind die Wissenschaftler den Ursachen für das Phänomen „Kleine Eiszeit“ auf die Spur gekommen. Wie ein internationales Forscherteam um Bernd Kromer von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften im letzten Jahr feststellte, beruhen die Klimawechsel im Mittelalter auf minimalen Schwankungen in der Stärke der Sonnenstrahlung. Das Optimum der Strahlungsintensität – so konnten die Wissenschaftler bei ihren Untersuchungen an Eisbohrkernen nachweisen – deckte sich erstaunlich genau mit der Warmzeit um 1.000 n. Chr., das Minimum dagegen lag in der „Ära“ der „Kleinen Eiszeit“.
Die Verschlechterung des Klimas in der „Kleinen Eiszeit“ beschäftigt aber nicht nur die heutigen Wissenschaftler. Auch die zeitgenössische Kunst hat sich dieser Kälteperiode angenommen. Viele Gemälde der holländischen Landschaftsmalerei aus dem 17. Jahrhundert bilden das Phänomen bis ins Detail ab und sind deshalb historische Klimaforschung nicht unwichtig.
Seit 1880 steigende Temperaturen
Seit 1880 und mit dem Beginn der Industrialisierung steigen die Temperaturen wieder an. In den letzten 20 oder 30 Jahren hat die globale Erwärmung sogar bedrohliche Ausmaße angenommen. Mit großer Wahrscheinlichkeit trägt daran der Mensch eine Mitschuld, da die Verbrennung fossiler Brennstoffe den Treibhauseffekt anheizt.
Auch wenn die Berechnungen der Wissenschaftler des internationalen Wissenschaftlergremiums IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) für das nächste Jahrhundert zunächst einen weiteren globalen Temperaturanstieg voraussagen – irgendwann wird es auf der Erde eine neue Eiszeit geben. Von den Hochgebirgen aus werden sich dann wieder Gletscher ausbreiten und im Laufe der Zeit riesige Teile der Kontinente oder Ozeane bedecken.
Aufgrund der Bevölkerungsexplosion in den letzten Jahrhunderten wären dieses Mal jedoch viel mehr Menschen von den dramatischen klimatischen Veränderungen betroffen als bei der letzten großen Eiszeit vor 20.000 Jahren…
Stand: 19.02.2002