„Strom aus Wasserkraft führt zu gravierenden Klimaschäden!“ Diese provokante These der World Commission on Dams aus dem Jahr 1998 sorgte nicht nur in Fachkreisen sondern auch in breiten Teilen der Bevölkerung für Aufsehen.
Wie kann Energie, bei deren Erzeugung kaum Emissionen aus den Kraftwerken freigesetzt wird, den Treibhauseffekt unterstützen? Beim Füllen der Speicherseen an Staudämmen oder Talsperren werden in der betroffenen Region zum Teil gewaltige Flächen unter Wasser gesetzt. Ganze Dörfer, Pflanzen und Tiere, alles, was nicht rechtzeitig gerettet wird oder sich selbst retten kann, verschwindet dabei in den Fluten.
Für die klimatischen Auswirkungen der Stauseen ist diese Biomasse, die im See zerfällt, von entscheidender Bedeutung. Beim Zersetzungsvorgang der Organismen werden vor allem in flachen, sauerstoffarmen Gewässern große Mengen an Methan freigesetzt. Methan gehört zu gefährlichsten Treibhausgasen auf der Erde und übertrifft die klimaschädliche Wirkung von Kohlendioxid um ein Vielfaches.
Ist der Vorrat an Biomasse im See groß, ist es kein Wunder, dass ein Reservoir wie der Balbina in Brasilien allein im Zeitraum von 1988 bis 2008 das Achtfache an Treibhausgasen in die Atmosphäre schleudert, wie ein herkömmliches Kohlekraftwerk mit gleicher Leistung.
Verallgemeinern kann man diese für den Balbina-Stausee ermittelten Werte allerdings nicht. Wie die Experten der World Commission on Dams festgestellt haben, ist der unerwünschte Klimaeffekt an jedem Stausee sehr unterschiedlich ausgeprägt und manchmal fehlt er auch fast ganz…
Stand: 13.11.2000