Phänomene

Klimaveränderung sogar für Wale gefährlich?

Treibt der Wind die Wale auf die Strände?

„Klima lässt Wale stranden“, „Walstrandungen durch kalte Strömungen“ und „Cold waters leave whales washed up“: Im Frühjahr 2005 macht ein Forschungsergebnis Schlagzeilen auf der ganzen Welt. Haben australische Wissenschaftler endlich das Geheimnis um die Walstrandungen gelüftet? Ist die Suche nach dem Warum vorbei?

Das Forscherteam um Karen Evans von der Hobart-Universität auf Tasmanien hat einen Zusammenhang von Klima und der Walstrandung in Süd-Australien nachgewiesen. Veränderungen der Windstärke und der Wassertemperatur sollen Schuld sein an den Strandungen von Pottwalen, Grindwalen, Schwertwalen, und Delphinen.

Alle elf Jahre stranden besonders viel Jahre in Australien © Steve Johnson, Tasmania Parks and Wildlife Service

Durch die Auswertung von 639 dokumentierten Walstrandungen zwischen 1920 und 2003 an australischen Küsten konnten die Wissenschaftler eine auffällige Regelmäßigkeit entdecken. Alle elf bis 13 Jahre stranden zehnmal mehr Wale, als in den Jahren dazwischen. Grund genug für Karen Evans sich auf diese Ereignisse zu konzentrieren und auf der Spur nach möglichen Ursachen die Begleitumstände genauer zu untersuchen. Als die Wissenschaftler die klimatischen Daten überprüften, stellten sie zeitgleich zu den massiven Walstrandungen auch eine deutliche Abkühlung der südlichen Küstengewässer fest.

Die sonst saisonalen West- und Südwinde wachsen in diesen Perioden zu schweren, anhaltenden Stürmen heran, die kalte Meeresströmungen aus dem Südpolarmeer Richtung Tasmanien und Australien um ein vielfaches verstärken. Durch den höheren Sauerstoffgehalt sind die kühlen Gewässer besonders nährstoffreich und daher ein reichhaltiges Jagdrevier für alle Meeresbewohner. Saisonal folgen die Wale sowieso jeden März den Polarströmen nordwärts in die wärmeren Gewässer, um vor Australien zu überwintern. Karen Evans und ihre Kollegen gehen aber davon aus, dass zu den Spitzenzeiten deutlich mehr Wale als üblich der besseren Nahrungssituation in dem Meeresstrom folgten.

Die Wale folgen ihrer Beute – in den Tod

Auch direkt vor den australischen Küsten dürften sich unter diesen Umständen alle möglichen Fischarten tummeln. Denn zu der nahrungsreichen Strömung aus der Antarktis fördern die Stürme auch noch zusätzlich die Produktion von Nährstoffen in Küstennähe. Der Zoologe im Team, Mark Hindell, konnte nachweisen, dass sich in den relevanten Zeiträumen auch hohe Bestände von Tintenfisch vor den Küsten aufhalten – die Leibspeise von Walen. Selbst Tiefseeschwimmer wie Pottwale, Grindwale und Zwergwale wagen sich zusammen mit Tümmlern und Delphinen im Anblick der reichen Beutegründe näher an die Küsten heran.

Ein Buckelwal tanzt durch die Tiefen der Meere © NOAA

Vor der Küste schwimmen, muss aber nicht gleich den Tod an Strand bedeuten. Auf der Suche nach der Ursache, warum in diesen Kaltwasserzeiten mehr Wale strandeten, hat das Forscherteam zwei Möglichkeiten entwickelt: Der Kampf gegen die konstant starken Winde und die Veränderung der Meeresströme könnten bei den Walen zu einer Orientierungs- und Kraftlosigkeit führen, die in Massenstrandungen enden.

Für wahrscheinlicher jedoch halten Karen Evans und ihre Kollegen ihre zweite Hypothese: Die Wale folgen dem nährstoffhaltigen Meeresstrom aus dem Polarmeer nordwärts und wagen sich weiter als sonst in die Küstengewässer hinein. Und das, glaubt Karen Evans, „macht das Risiko, dass sie irgendwo stranden umso größer.“ Die höhere Anzahl von Wahlen vor Australien und die Annäherung an die Küste wären damit die entscheidenden Faktoren. Auch für Mark Hindell ist es ein Schritt in die richtige Richtung: „Wenn wir gewisse Regelmäßigkeiten feststellen, dann lernen wir das Verhalten der Tiere besser zu verstehen, auch wenn es noch lange dauern wird, bis wir genau sagen können, warum Wale stranden.“

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Stand: 06.01.2006

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Orientierungslose Giganten
Warum stranden Wale?

Facts
Das Wichtigste in Kürze

Über 150 Wale in Neuseeland gestrandet
Gibt es noch Hoffnung?

Exakte Positionsbestimmung – auch ohne GPS
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Ver(w)irrte Wale sterben auf dem Land
Massenstrandungen in aller Welt

Gift-Cocktail unter Wasser
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Die Geräuschkulisse einer Großbaustelle

Schall-Bomben töten Meeressäuger
Militärübungen auf dem Meeresboden

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Sonnenaktivität verbiegt die „Landkarte“

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Das Rätsel ist noch nicht gelöst

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