Das direkteste Vermächtnis das wir zukünftigen Forschern hinterlassen könnten, sind unsere eigenen sterblichen Überreste. Aber würden sie eine so große Zeitspanne überstehen? „In 100 Millionen Jahren wird nichts von dem heutigen Reich der Menschen auf der Erdoberfläche übrig geblieben sein. Unser Planet ist viel zu aktiv, seine Oberfläche ist zu energiereich, zu angreifend, einfach zu zerstörerisch.“ So die eher trübe Prognose des Geologen Zalasiewicz.
Egal, wie das Klima sein wird, wie sich Land und Meer verteilen, in diesem Punkt ist sich der Forscher sicher: „Die Erdoberfläche wird leergefegt sein von allen Spuren menschlicher Existenz.“ Die Erosion durch Wind, Wasser, Eis oder Vegetation ist so stark, dass nicht einmal die Pyramiden mehr als noch einige tausend Jahre überdauern werden. Selbst so gewaltige und Jahrmillionen alte Landschaftsformen wie die Alpen oder der Himalaya wären heute schon längst eingeebnet, wenn sie nicht durch die Drift der Kontinente stetig nach oben gedrückt würden und damit quasi „nachwachsen“.
Refugium im Untergrund
Aber es gibt noch eine Chance für Spuren unserer Existenz: im Untergrund. Denn hier, in den vor hunderten von Millionen Jahren abgelagerten Gesteinsschichten, sind auch für uns die Zeugnisse der fernen Vergangenheit der Erde erhalten geblieben. Allerdings in ganz unterschiedlicher Form, Beschaffenheit und Menge – und leider nicht immer in einem Zustand, der ein vollständiges Bild des Organismus und seiner Zeit erlaubt: „Paläontologen haben es nicht so leicht. In vielen Fällen muss man sich in dieser Disziplin mit ein paar Bruchstücken begnügen, mit Abdrücken, mineralischen Abgüssen und Hohlformen. Die Funde sind durch das Gewicht der darüber liegenden Schichten oder durch Erdbewegungen verdrückt oder zerquetscht worden. In einigen Fällen ist etwas Gewebe vom ursprünglichen Tier- oder Pflanzenkörper erhalten, doch meist ist bereits alles zersetzt“, so beschreibt Zalasiewicz den Alltag bei der Fossiliensuche.
Nach bisherigen Schätzungen haben Forscher im Laufe der letzten Jahrhunderte gerade einmal 0,01 Prozent der Lebenswelt vergangener Epochen der Erdgeschichte als Fossilien entdeckt. Es gleicht daher fast schon einer Lotterie, ob ein Organismus später mal als Fossil erhalten bleiben wird oder nicht. Was aber sind die Faktoren, die darüber entscheiden? Und wie stehen dabei unsere Chancen?
Harte Teile und Wasser sind besser
Der erste wichtige Faktor bei der Bildung von Fossilien ist der Aufbau des Lebewesens: Weichteile wie Haut oder Bindegewebe zersetzen sich schnell. Körpereigene Enzyme verdauen sie von innen her, Pilze und Bakterien sorgen für den Rest. Eine Überdauerungschance haben hier nur die harten Bestandteile, Knochen, Schalen oder Zähne. Der zweite Faktor ist der Ort, an dem das Fossil sich befindet: Im flachen Meer, Sumpf oder einem See werden Weichteile zwar besonders rapide zersetzt, dafür sorgt aber die Ablagerung von Sediment dafür, dass die Knochen eine schützende Deckschicht erhalten. An Land dagegen stehen die Knochen, sofern Aasfresser etwas übrig gelassen haben, unter dem Einfluss von Wind und Wetter. Sie zerfallen schnell.
Acht aus 152
Zalasiewicz zitiert in seinem Buch „Die Erde nach uns“ eine Studie, nach der von einer Anfangspopulation von 1.000 Gnus nur 50 als Fossilien eingebettet werden, der Rest geht verloren. Von diesen Skeletten jedoch bleibt keineswegs alles intakt erhalten: Von den 152 Knochen eines Gnus konnten durchschnittlich nur noch acht Knochen wieder gefunden werden. Klassisches Beispiel für den „Schwund“ im Laufe der Erdgeschichte sind auch die Dinosaurier. Sie herrschten Jahrmillionen als dominierende Tierart über die Erde – und doch sind ihre Relikte mehr als rar. Obwohl seit zwei Jahrhunderten tausende von Profi- und Hobbypaläontologen eifrig nach Dinoknochen suchen, sind bisher gerade einmal ein paar tausend Skelette zusammengekommen – und die meisten davon unvollständig.
Und von uns? Immerhin ist der Mensch heute nicht gerade dünn gesät, die menschliche Bevölkerung liegt schon jetzt bei gut sechs Milliarden, Tendenz steigend. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts, so schätzen einige Forscher, könnte sich die Erdbevölkerung noch um weitere drei Milliarden steigern, möglicherweise aber sogar verdoppeln.
Werden die Erforscher in der fernen Zukunft daher vielleicht doch eine Chance haben, unsere Relikte zu finden?
Nadja Podbregar
Stand: 04.12.2009