Wenn wir sehen, dass ein anderer Mensch Schmerzen leidet oder geängstigt wird, leiden wir unwillkürlich mit. Umgekehrt wirken auch Lachen und Freude unwillkürlich ansteckend. Bestimmte Neuronen und Schaltkreise in unserem Gehirn sorgen dafür, dass wir uns in die Gefühle unseres Gegenübers hineinversetzen – wir reagieren empathisch.

Logisch hergeleitet statt mitgefühlt
Doch das ist bei Psychopathen anders: Ein Mangel an Empathie gilt als eines der Schlüsselmerkmal einer ausgeprägt psychopathischen Persönlichkeit. Sehen Menschen mit Psychopathie Videos oder Bilder anderer, die Schmerzen leiden oder Angst zeigen, fehlt ihnen die instinktiv empathische Reaktion. „Wir haben eine kognitive Empathie, aber keine emotionale“, beschreibt es die sich selbst als Psychopathin charakterisierende Athena Walker. „Wir können verstandesmäßig erkennen, warum etwas eine andere Person trifft. Aber das liegt daran, dass wir es uns logisch herleiten können, nicht weil wir etwas dabei fühlen.“
Dies bestätigen auch Tests in Hirnscannern. Dafür zeigten Christian Keysers von der Universität Groningen und sein Team 21 psychopathischen Schwerverbrechern Filmausschnitte, in denen Menschen Schmerzen erlitten oder verletzt wurden. Mittels funktioneller Magnetresonanz-Tomografie (fMRT) zeichneten sie dabei die Hirnaktivität auf und verglichen diese mit den Hirnscans normaler, nicht psychopathischer Probanden.
Das Ergebnis: „Die Aktivierung in den somatosensorischen und emotionalen Hirnarealen war bei den Psychopathen viel schwächer als bei den normalen Probanden“, berichtet Keysers. „Ihre Empathie war verringert und das könnte erklären, warum sie solche schrecklichen Verbrechen begehen konnten, ohne Schuld zu empfinden.“ Die Theorie vom empathielosen Psychopathen scheint damit bestätigt.