Nach über einer Woche Transit, eifriger Vorbereitung und intensivster Planung war es heute Morgen endlich so weit: das Rov Quest trat seinen ersten Tauchgang an. Mit größter Spannung erwarteten sowohl Besatzung als auch Wissenschaftler den Missionsbeginn. Leider wurde der Euphorie nach wenigen Minuten ein herber Dämpfer versetzt. Aufgrund eines elektronischen Problems musste der Tauchgang vorerst abgebrochen werden, und der rote Koloss wurde wieder an Bord gehievt. Nach einer knappen halben Stunde war das Problem behoben und eine Zahl an Schaulustigen durfte ein zweites Aussetzen bewundern, diesmal ohne Probleme. Nach zwei Stunden des Abtauchens auf über 2750 Meter Wassertiefe offenbarte sich endlich das, worauf alle gewartet hatten: der Meeresboden. Die Erkundung konnte beginnen.
Erstes Ziel war nun das Auffinden von Gasaustrittsquellen. Basierend auf den Gasfahnen, die in der Nacht zuvor mithilfe von akustischen geophysikalischen Messungen bestimmt worden waren, dauerte es keine halbe Stunde, und die ersten Gasblasen waren gefunden. Trotz einiger technischer Probleme, die bei dem ersten Tauchgang einer Expedition oft auftreten können, konnte ein großer Teil des wissenschaftlichen Programms durchgeführt und Probenmaterial geborgen werden, bevor der Tauchgang wegen einer Ölleckage abgebrochen werden musste.
So wurden Gasblasen in speziell angefertigten Druckbehältern gesammelt, Sedimentproben in sogenannten Push Cores (kleinen Kuchenform-ähnlichen Stechzylindern), Netze gefüllt mit Muscheln und Röhrenwürmern und kleine Fläschchen mit Wasserproben. Ein ordentliches Ergebnis für den ersten Tauchtag. Für viele von uns beginnt nun die lang erwartete Arbeit: Die ersten Proben können untersucht, quantifiziert, aufbereitet oder gar schon analysiert werden.
„Brennendes Eis“ aus der Tiefe
Die sogenannten Regab-Pockmarks am Kontinentalhang von Westafrika zeichnen sich durch eine besonders hohe Biomasse und Vielfalt ihrer Lebensgemeinschaften aus. Ihre Sedimente bergen enorme Gasspeicher, darunter auch das klimagefährdende Methan in Form von Gashydrat. Es bildet sich in großer Tiefe und bei geringer Temperatur, wie hier bei etwa 4ºC in 3.000 Meter Wassertiefe.
Methan und andere assoziierte Substanzen sammeln sich in bestimmten Bereichen des Sediments und verfestigen sich unter den gegebenen Umständen zu einer eisartigen Masse, den Gashydraten. Dabei bilden die Wassermoleküle eine käfigartige Kristallstruktur, in der die Gasmoleküle eingeschlossen sind. Das Gemisch friert zu kaltem, weißem Methanhydrat und ist dem Wassereis damit tatsächlich sehr ähnlich. Ein Kubikmeter Gashydrat kann aufgrund dieser spezifischen Struktur 164 Kubikmeter Methan binden.
Christina Beck / MaxPlanckForschung / Expeditions-Blog
Stand: 27.02.2009