So komplex wie das Krankheitsbild ADHS sind auch die Therapiemöglichkeiten. Ärzte setzen heutzutage auf eine möglichst facettenreiche Behandlung, die mehrere Ansätze kombiniert: eine sogenannte multimodale Therapie. Verschiedene Vorgehensweisen wie Psychotherapie, pädagogische Maßnahmen und medikamentöse Therapie greifen dabei ineinander. Der genaue Behandlungsplan wird stets individuell erstellt. Denn je nach Patient können unterschiedliche Schweregrade, Probleme und Begleitstörungen im Vordergrund stehen.
Hilfe für Eltern…
Einer der wichtigsten Bausteine in der Behandlung von ADHS ist laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die Beratung und Unterstützung der Eltern. Sie sind es, die ihrem Kind ein Umfeld bieten müssen, in dem sich seine ADHS so wenig ausgeprägt zeigt wie möglich. „Manchmal sind es schon einfache Maßnahmen wie die Einführung einer klaren Alltagsstruktur, Reizreduktion oder ein Wechsel des Sitzplatzes im Klassenraum, die eine deutliche Verbesserung bewirken“, schreibt die Pädagogin Marie-Luise Ludewig in ihrem ADHS-Ratgeber.
Spezielle Elterntrainings oder Eltern-Kind-Therapien helfen Eltern dabei, ihr Kind besser zu verstehen und sich ihm gegenüber angemessen zu verhalten. Kurzum: Sie bekommen Erziehungs- und Umgangsstrategien an die Hand, mit denen sie ihren Sprössling positiv unterstützen und den Alltag konfliktfreier gestalten können.
Auch das Klima innerhalb der Familie steht bei solchen Programmen im Fokus. Durch die ständigen Probleme rücken die positiven Eigenschaften des Kindes oftmals in den Hintergrund, sein ständiges „Fehlverhalten“ ist das beherrschende Thema. Auch Schuldgefühle, bei der Erziehung versagt zu haben, können Eltern belasten. Bei der Familientherapie sollen diese Vorwürfe genommen, die Stärken und Fähigkeiten des Kindes wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt und ein gutes Familiengefühl hergestellt werden.
… und Kind
Auch speziell an die betroffenen Kinder richtet sich als elementarer Bestandteil der Therapie eine Vielzahl psychotherapeutischer und pädagogischer Trainingsprogramme. Diese sind meist gezielt auf bestimmte Problembereiche zugeschnitten.
Die jungen Patienten lernen dabei zum Beispiel, mit welchen Techniken sie sich besser konzentrieren und Handlungen besser planen können. In Rollenspielen üben sie neue Verhaltensweisen für den Alltag ein – und Bewegungsangebote sollen ihnen helfen, ihre Impulsivität spielerisch zu steuern. Angeboten werden solche Therapien zum Beispiel von sozialpädagogischen Zentren, spezialisierten Ambulanzen sowie Kinder- und Jugendpsychotherapeuten und -psychiatern.
Daniela Albat
Stand: 22.07.2016