Medizin

Komplexe Krankheit, komplexe Behandlung

Was Eltern und Kindern hilft

So komplex wie das Krankheitsbild ADHS sind auch die Therapiemöglichkeiten. Ärzte setzen heutzutage auf eine möglichst facettenreiche Behandlung, die mehrere Ansätze kombiniert: eine sogenannte multimodale Therapie. Verschiedene Vorgehensweisen wie Psychotherapie, pädagogische Maßnahmen und medikamentöse Therapie greifen dabei ineinander. Der genaue Behandlungsplan wird stets individuell erstellt. Denn je nach Patient können unterschiedliche Schweregrade, Probleme und Begleitstörungen im Vordergrund stehen.

Hilfe für Eltern…

Wieder ein gutes Familiengefühl herstellen - auch das steht bei einer Therapie im Fokus. © wavebreakmedia/ iStock.com

Einer der wichtigsten Bausteine in der Behandlung von ADHS ist laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die Beratung und Unterstützung der Eltern. Sie sind es, die ihrem Kind ein Umfeld bieten müssen, in dem sich seine ADHS so wenig ausgeprägt zeigt wie möglich. „Manchmal sind es schon einfache Maßnahmen wie die Einführung einer klaren Alltagsstruktur, Reizreduktion oder ein Wechsel des Sitzplatzes im Klassenraum, die eine deutliche Verbesserung bewirken“, schreibt die Pädagogin Marie-Luise Ludewig in ihrem ADHS-Ratgeber.

Spezielle Elterntrainings oder Eltern-Kind-Therapien helfen Eltern dabei, ihr Kind besser zu verstehen und sich ihm gegenüber angemessen zu verhalten. Kurzum: Sie bekommen Erziehungs- und Umgangsstrategien an die Hand, mit denen sie ihren Sprössling positiv unterstützen und den Alltag konfliktfreier gestalten können.

Auch das Klima innerhalb der Familie steht bei solchen Programmen im Fokus. Durch die ständigen Probleme rücken die positiven Eigenschaften des Kindes oftmals in den Hintergrund, sein ständiges „Fehlverhalten“ ist das beherrschende Thema. Auch Schuldgefühle, bei der Erziehung versagt zu haben, können Eltern belasten. Bei der Familientherapie sollen diese Vorwürfe genommen, die Stärken und Fähigkeiten des Kindes wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt und ein gutes Familiengefühl hergestellt werden.

… und Kind

Auch speziell an die betroffenen Kinder richtet sich als elementarer Bestandteil der Therapie eine Vielzahl psychotherapeutischer und pädagogischer Trainingsprogramme. Diese sind meist gezielt auf bestimmte Problembereiche zugeschnitten.

Die jungen Patienten lernen dabei zum Beispiel, mit welchen Techniken sie sich besser konzentrieren und Handlungen besser planen können. In Rollenspielen üben sie neue Verhaltensweisen für den Alltag ein – und Bewegungsangebote sollen ihnen helfen, ihre Impulsivität spielerisch zu steuern. Angeboten werden solche Therapien zum Beispiel von sozialpädagogischen Zentren, spezialisierten Ambulanzen sowie Kinder- und Jugendpsychotherapeuten und -psychiatern.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. 8
  18. |
  19. weiter

Daniela Albat
Stand: 22.07.2016

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Diagnose ADHS
Das Zappelphillipp-Syndrom

Zappelphilipp und Hanns Guck-in-die-Luft
Normales Verhalten oder schon gestört?

Mangelhafter Reizfilter im Gehirn
Den Ursachen von ADHS auf der Spur

Komplexe Krankheit, komplexe Behandlung
Was Eltern und Kindern hilft

Trainieren gegen das Chaos im Kopf
Neurofeedback bei ADHS

Medikamente ja oder nein?
Streit um Ritalin & Co

Wenn Zappelphilipp groß wird
ADHS bei Erwachsenen

Lebendig, spontan und kreativ
Die positiven Seiten von ADHS

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

ADHS: Sport hilft
Schon ein kurzes Training bessert Stimmung und und Motivation

ADHS: Risiken von Ritalin weiter unklar
Größte Metastudie zu Methylphenidat enthüllt vor allem Lücken und fehlendes Wissen

Früh eingeschult – anfälliger für ADHS?
Einschulungspolitik kann Diagnosehäufigkeit von ADHS im Kindesalter beeinflussen

ADHS: Hirnscan gegen Fehldiagnose
Eisenwert im Gehirn könnte sich als Biomarker für die Aufmerksamkeits-Störung eignen

Yoga hilft gegen psychische Erkrankungen
Metastudie findet positive Effekte des Yoga bei Depression, Schizophrenie und ADHS

ADHS-Kinder nehmen Zeit anders wahr
Kinder mit dieser Aufmerksamkeits-Störung empfinden Zeitspannen als länger

ADHS wird zu häufig diagnostiziert
Urteil wird anhand von Faustregeln statt mithilfe gültiger Diagnosekriterien gefällt

Früh eingeschulte Kinder erhalten oft fälschlich ADHS-Diagnose
Unreiferes Verhalten wird als krankhaft interpretiert

Dossiers zum Thema

Krankmacher Stress - Welche Spuren hinterlässt die psychische Belastung in unserem Körper?