Wo Nutztiere gehalten werden und gleichzeitig Wölfe vorkommen, sind Übergriffe durch Wölfe durchaus wahrscheinlich. Denn diese greifen generell die am leichtesten zu überwältigende Beute an. Nutztiere wie Schafe und Ziegen sind, wenn sie ohne Schutzmaßnahmen gehalten werden, im Gegensatz zu wildlebenden Paarhufern eine leichte Beute.
Was fressen die deutschen Wölfe?
Um die Nahrungsgewohnheiten der in Deutschland lebenden Wölfe zu untersuchen, werden seit 2001 Kot-Analysen (in der Jägersprache: Losungs-Analysen) im Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz (SMNG) durchgeführt. Zwischen 2001 und 2016 wurden deutschlandweit insgesamt 6.581 Losungen gesammelt.
Die Analysen ergaben, dass sich die Wölfe in Deutschland fast ausschließlich von wild lebenden Huftieren ernähren. Rehwild macht über 50 Prozent der Nahrung aus, gefolgt von Schwarz- und Rotwild. Nutztiere sind bisher nur zu 1,1 Prozent Nahrungsbestandteil. Das bestätigt, dass der Bestand an potenzieller Beute in Form von Wild in den deutschen Wäldern hoch genug ist, um den Nahrungsbedarf der Wölfe zu decken – ohne dass sie zwangsläufig Nutztiere angreifen müssen.
Zahl der Übergriffe nimmt zu
Dennoch nimmt mit der Ausbreitung des Wolfs in Deutschland die Zahl der Übergriffe auf Nutztiere weiter zu. Im Jahr 2017 wurden mehr als 1.600 Nutztiere vom Wolf getötet. 86 Prozent davon waren Schafe oder Ziegen. Auffällig ist, dass es meist in neu besiedelten Gebieten zu Übergriffen auf Nutztiere kommt. Vermutlich weil viele Halter noch keine geeigneten Schutzmaßnahmen ergriffen haben. Wie die Erfahrungen zeigen, verringert sich die Anzahl der Übergriffe nach ein bis zwei Jahren, wenn die Halter die Schutzmaßnahmen korrekt anwenden.