Die Austrocknung des Aralsees wirkt sich nicht nur direkt auf die Organismen im Einzugsbereich aus, sie führt auch zu mesoklimatischen Veränderungen in der Großregion. Die durch die verminderte Wassermasse reduzierte thermische Ausgleichswirkung des Binnengewässers resultiert in einer zunehmenden Kontinentalität im Katastrophengebiet.
Vor allem hinsichtlich der thermischen Kontinentalität sind seit einiger Zeit deutliche Veränderungen festzustellen. Die täglichen und jährlichen Temperaturschwankungen werden größer. Betroffen sind dabei vor allem die maximalen Temperatur-Amplituden und nicht die langjährigen Mittel. Im Mittel kann man diesen Trend zumindest für die Wintermonate nicht nachweisen.
Die mit der steigenden Kontinentalität einhergehende Verkürzung der Vegetationsperiode (im Bereich des Amu-Darja hat sich die frostfreie Zeit von früher ca. 200 Tagen pro Jahr auf 170 Tage reduziert) bringt für die Landwirtschaft negative Folgen und verschlechtert die Ernährungs- und Wirtschaftssituation der ohnehin meist armen Bevölkerung weiter. Früher hatte die hohe Verdunstung im Gebiet des Aralsees die Winde über der zentralasiatischen Steppe gebremst, heute sind die Stürme heftiger geworden.
Durch die starken Nordost-Winde wird in den trockengelegten, wüstenartigen ehemaligen Seegebieten ein stark belastetes Salz-Sandgemisch aufgewirbelt, das durch äolische Prozesse vielfach hunderte Kilometer weit transportiert wird. Diese Salz- und Staubstürme erreichen gelegentlich sogar das Pamirgebirge und schädigen überall Mensch und Natur.
Stand: 21.01.1999