Aber nicht nur das Kino setzt auf 3D. Auch im Fernsehen bricht ein neues TV-Zeitalter an – mit Geräten, die Filme zum Greifen nah wiedergeben. Im vergangenen Jahr wurden weltweit bereits etwa vier Millionen 3D-fähige Fernseher verkauft – und das, obwohl es bisher nur wenige Sendungen, Sportübertragungen, TV-Filme oder Blue-Ray-Discs in 3D gibt. Allein in Deutschland gingen 178.000 solcher Geräte über den Ladentisch, berichtet das Beratungsunternehmen Flying Eye.
Doch noch haben die meisten Geräte einen Nachteil: Um Filme, Fußballspiele oder Konzerte in 3D sehen zu können, braucht man eine spezielle Brille. Was im Kino akzeptiert wird, stört Zuhause auf dem Sofa. Deshalb beschäftigen sich Entwickler seit einigen Jahren damit, eine Vision wahr werden zu lassen: 3D ohne Brille. Gelungen ist ihnen das mit einem Display, das sie „Free2C_digital“ nennen.
Kopfwackeln erlaubt
„3D-Darstellung folgt immer demselben Prinzip“, erklärt René de la Barré vom HHI. „Es werden zwei Bilder sichtbar gemacht, eines für das linke und eines für das rechte Auge. Eine geschickt gewählte Barriere, sorgt dafür, dass nur die passenden Bildinhalte zum jeweiligen Auge gelangen. Damit das funktioniert, müsste der Betrachter seinen Kopf beim Zuschauen absolut ruhig halten. Das macht niemandem Spaß. Deswegen haben wir das 3D-Display mit einer zusätzlichen Technologie gekoppelt, mit einem ‚elektronischen Head-Tracking‘“.
Eine Kamera sieht den Kopf und erkennt die genaue Position der Augen. Diese Information wird zur Aktualisierung des Bildinhalts verwendet. Jede Bewegung des Kopfes sowie der Augen wird erfasst und das Display nachgesteuert. Der Zuschauer sieht immer das ideale 3D-Bild, ohne sich eine zusätzliche Brille aufsetzen zu müssen. „Ein Verfahren wie das unsere, das ohne Brille auskommt, wird auch als autostereoskopisch bezeichnet“, erklärt de la Barré.
3D auf dem Familiensofa
Dieses Verfahren könnte einen weiteren Nachteil bisheriger 3D-Technologien lösen: Vor dem Fernseher sitzen meist mehrere Personen. Jeder Mitgucker auf dem Sofa hat dabei aber einen unterschiedlichen Blickwinkel und braucht daher eine separate Ansicht, einen „eigenen“ 3D-Film für seinen individuellen Sitzplatz. Die Wissenschaftler arbeiten daher an Displays, auf denen nicht nur ein, sondern mehrere Betrachter dreidimensionalen Filmspaß erleben können.
Die Herausforderung bei dieser autostereoskopischen Lösung ist, Mehransichtendisplays mit der Augenverfolgung zu koppeln und die Bildinhalte jeweils individuell in Echtzeit und ohne Verzerrungen wiederzugeben. Ein vom HHI patentiertes Verfahren verschiebt die Bildinhalte elektronisch auf dem Display passend zu den X-Y-Z-Positionen der Augen. Das geschieht nahezu ohne Zeitverzögerung. So wird es möglich, die 3D-Darstellung kontinuierlich an die Betrachterposition in alle Richtungen anzupassen.
Bis wir allerdings mit der ganzen Familie 3D-Filme ohne Brille genießen können, wird es wohl noch ein paar Jahre dauern….
Birgit Niesing / Fraunhofer Magazin
Stand: 05.08.2011