Kometen scheinen unvermittelt aus den Tiefen des Alls aufzutauchen und wirken wie exotische Fremdlinge auf ihrem Vorüberflug – doch in Wirklichkeit sind sie ebenso ein Teil des Sonnensystems wie die Planeten und Monde. Auch die scheinbar chaotischen Bewegungen der Kometen entpuppen sich bei näherer Betrachtung als durchaus berechenbar und in „geordneten Bahnen“ verlaufend.
Der Astronom Edmond Halley war der erste, der im Jahr 1705 Kometen als periodisch wiederkehrende Phänomene erkannte. Er hatte Berichte über vorhergehende Kometenbeobachtungen studiert und daraus mithilfe von Isaac Newtons gerade neu formuliertem Gravitationsgesetz Bahnberechnungen angestellt. Dabei fiel ihm auf, dass die Bahnen der in den Jahren 1531, 1607 und 1682 beschriebenen Kometen nahezu identisch waren.
Halley war davon überzeugt, dass es sich bei allen drei um denselben Kometen handeln müsse und prognostizierte, dass dieser, wenn seine Berechnungen stimmten, im Jahr 1785 wiederkehren würde. Er machte damit nicht nur die erste „Kometenvorhersage“ der Welt, er legte auch den Grundstein für die moderne Kometenforschung. Heute weiss man, dass fast alle Kometen die Sonne in stark elliptischen Bahnen umlaufen, die in unterschiedlichem Maße gegen die Ebene der Planetenbahnen geneigt sind.
Die Länge der Bahnellipsen und damit auch die Umlaufzeiten der Schweifsterne unterscheiden sich jedoch: Die bislang bekannten gut 150 kurzperiodischen Kometen brauchen zwischen drei und maximal 200 Jahren für einen Umlauf, ihre Bahn liegt meist komplett innerhalb des Sonnensystems. Einige von ihnen kehren alle fünf bis sieben Jahre in Sonnennähe zurück, ihr sonnenfernster Punkt (Aphel) liegt dann meist nahe der Jupiterbahn. Zu diesen gehört beispielsweise auch Wild-2, den die Stardust-Sonde der NASA im Januar 2004 besuchen soll. Andere, darunter auch der Halleysche Komet, brauchen mehrere Jahrzehnte für einen Umlauf und haben ihr Aphel jenseits der Neptunbahn.
Langperiodische Kometen tauchen dagegen nur alle 200 Jahre bis Jahrmillionen im inneren Sonnensystem auf, ihre Bahnen haben meist Halbachsen, die dem 40.000 bis 150.000-fachen der Entfernung Erde-Sonne entsprechen. Zu diesen gehören beispielsweise der „Komet des Jahres 1997“ Hale-Bopp mit einer Periode von 4.000 Jahren und der 1997 beobachtete Komet Hyakutake mit einer Umlaufzeit von rund 40.000 Jahren.
Allerdings sind bei Kometen sowohl die Bahnen als auch die Perioden eher instabil und können relativ leicht durch Einflüsse anderer Himmelskörper verändert werden. Vor allem die Schwerkraft des massereichen Gasriesen Jupiter kann bei einem nahen Vorbeiflug einen Kometen so stark ablenken, dass er von einem langperiodischen zu einem kurzperiodischen wird, in den Gravitationssog des Jupiter gerät und abstürzt wie bei Shoemaker-Levy 1994, oder aber ganz aus dem Sonnensystem hinauskatapultiert wird. Bahn- oder Geschwindigkeitsveränderungen können aber auch vom Kometen selbst ausgehen, wenn beispielsweise das verdampfende Material ihn nach dem Rückstoßprinzip anschiebt oder bremst.
Stand: 06.12.2002