Jeder Stamm hat verschiedene Heilungszeremonien, die die heilige Person durchführen kann. Zuerst muss aber immer der Grund des Übels festgestellt werden, bevor beratschlagt wird, welches Ritual Heilung verspricht. Dazu zieht der „Heilige“ auch häufig den Rat eines Wahrsagers hinzu.
Bei den Apachen findet eine öffentliche Zeremonie statt. Der Heilige erzählt Geschichten über den Ursprung des folgenden Rituals, um die Konzentration, Zuversicht und Zugehörigkeit des Stammes zu stärken. Die Zeremonie beginnt mit der Entzündung des Feuers, begleitet von Trommelschlägen um die bösen Geister zu vertreiben. Dann setzt sich der Heilige mit seinem Patienten ans Feuer. Während er die ganze Zeit singt, verharrt der Kranke zwei Stunden bewegungslos. Zwischendurch trinken der Heilige und die zusehenden Indianer ein vergorenes Korngetränk mit dem Namen Tulpai. Der Patient versucht währenddessen wach zu bleiben. Ungefähr um drei Uhr morgens werden die Gesänge, mit denen die Geister um Hilfe gebeten werden, wiederaufgenommen. Im Morgengrauen unterbricht der Heilige nochmals seinen Gesang, um Kopf und Schultern des Patienten mit Rohrkolben-Blütenstaub zu besprenkeln. Zur Erleichterung der Beschwerden schlägt er mit Gras gegen die Stirn. Nach dieser langen Prozedur singt der Heilige Mann abschließend und inzwischen reichlich erschöpft zwei weitere Lieder.
Andere Zeremonien können tagelang andauern bis das Böse endlich besiegt und die Götter wieder versöhnt sind…
Viele Schamanen wollen durch Visionen den Kontakt zur Geisterwelt aufnehmen. Mit Hilfe von Psychodrogen – bewusstseinsverändernde Pilze und Kakteen wie „Teonanacatl“ oder „Peyote“ – gelangen sie in das „Schattenreich“. Der „Heilige“ wendet sich seinen inneren Bildern zu, sein Bewusstsein reist durch die Unterwelt, er sieht farbenprächtige Visionen, blickt in die Zukunft und identifiziert am Ende den krankheitsauslösenden Dämon.