Dass die Sorgen der Olympioniken, Ärzte und Betreuer um die besonderen Umweltbedingungen berechtigt sind, hat die „Task Force“, der Krisenstab, des Schweizer Olympia-Teams in einer umfangreichen Untersuchung vor Beginn der Olympischen Spiele festgestellt.
Schweizer Task Force mit Olympia-Mission
Dazu wurden 40 Schweizer Athleten aus sieben Sportarten bei den Vor-Wettkämpfen der Olympischen Spiele in China im Jahr 2007 getestet, darunter Ruderer, Beach-Volleyballer, Pferdesportler, Triathleten und Kanuten. Außerdem nahmen die Schweizer Daten der Umweltbedingungen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Smog-Belastung genau unter die Lupe.
Dabei kamen die Sport-Mediziner zu dem Ergebnis, dass die Sportler nicht nur durch den „Peking-Smog“, sondern auch durch die feuchte Hitze und den Jetlag aufgrund der Zeitumstellung in ihrem gesundheitlichen Wohlbefinden beeinträchtigt würden – keine besonders guten Voraussetzungen für olympische Höchstleistungen. Hinzu kämen außerdem Gefahren durch Infektionen, was zu Magen-Darm- und Atemwegs-Erkrankungen führen könne. Vor allem die Psyche sei durch die ungewohnten Bedingungen in Gefahr. Um sie müsse man sich noch vor der physischen Befindlichkeit der Sportler kümmern, so die Empfehlung der Schweizer Sport-Ärzte.
Auch der deutsche Mediziner Wilfried Kindermann vom Institut für Sport- und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes in Saarbrücken geht davon aus, dass die Olympischen Spiele in Peking eine medizinische Herausforderung sein werden. Das schwül-feuchte Klima und den Smog sieht er als die größten Probleme an, warnt aber vor „apokalyptisch zugespitzten Kommentaren“ ebenso wie vor „bagatellisierenden Einschätzungen“.
Medizinisches Handbuch für die Deutschen
Kindermann hat am „Medizinischen Ratgeber Peking 2008“ mitgewirkt, einem Handbuch, das das Bundesinstitut für Sportwissenschaft und der Deutsche Olympische Sportbund speziell für die deutschen Olympia-Athleten herausgebracht hat.
„Gerade in China, einer Region mit für Nord- und Mitteleuropäer ungewohnten klimatischen Bedingungen ist es notwendig, die Trainings- und Wettkampfereignisse sorgfältig vorzubereiten,“ so Kindermann.
„Von chinesischen Restaurants wird abgeraten“
Das Handbuch gibt Sportlern, Betreuern und Ärzten eine Übersicht über die zu erwartenden Bedingungen. Gegenüber früheren Olympischen Spielen wird nach Meinung der deutschen Experten beispielsweise die Luftfeuchtigkeit – im Durchschnitt rund 80 Prozent – einen „Rekordwert“ erreichen. Die Olympioniken werden dazu aufgefordert, ausreichend zu trinken – ohne ein „gut organisiertes und professionelles Trink-Management“ gehe in China gar nichts – und vor dem Einkauf in chinesischen Supermärkten oder auf Basaren und vor dem Besuch „echter“ chinesischer Restaurants gewarnt.
Dass auch die begleitenden Ärzte sich auf die Bedingungen in Peking einstellen müssen, betont Arno Schmidt-Trucksäss vom Zentrum für Prävention und Sportmedizin der TU München, er wird in Peking die deutschen Schwimmer betreuen: „Nicht nur für die Sportler, sondern für alle, die in Peking arbeiten werden, gilt es, die klimatische Umstellung zu verkraften. Also muss auch ich als Arzt rundherum fit sein, damit ich meinen Job für die Sportler bestmöglich erledigen kann.“
Eine Woche zum Akklimatisieren
Sowohl die Schweizer als auch die Deutschen empfehlen den Sportlern, spätestens eine Woche vor den Wettkämpfen nach China zu reisen, um sich zu akklimatisieren. Viele internationale Sportler haben den Zeitpunkt der Anreise jedoch wegen des Smogs so weit wie möglich aufgeschoben – und reisen aus Japan oder Südkorea an, wo sie sich unter ähnlichen klimatischen Bedingungen vorbereitet haben.
Stand: 08.08.2008