Wenn es die urzeitliche Kollision mit dem Protoplaneten Theia nicht gegeben hätte, hätte die Erde heute wahrscheinlich keinen Mond. Doch was wären die Folgen? Klar scheint, dass es dann an vielen Küsten kaum mehr Gezeiten gäbe. Das aber hätte viel weitreichender Folgen als nur auf Ebbe und Flut.

Ebbe und Flut in allem
Die Schwerkraft des Mondes übt einen handfesten Einfluss auf unseren Planeten aus: Durch sie bewegt sich nicht nur das Wasser der Meere im Takt der Gezeiten, auch Eismassen, Gestein und sogar die Atmosphäre schwingen in diesem Rhythmus mit. So hebt und senkt sich beispielsweise die Erdkruste immerhin um bis zu 35 Zentimeter und auch Erdbeben folgen dem Gezeitenrhythmus. Noch subtiler ist der Einfluss der Anziehungskraft des Mondes auf den Luftdruck: Weil er bei Vollmond leicht steigt, sinkt die Regenwahrscheinlichkeit um rund ein Prozent.
Vor einigen Jahren entdeckten Forscher zudem, dass selbst ein großer Inlandsgletscher der Antarktis im Takt von Ebbe und Flut fließt. „Wir haben etwas Derartiges noch niemals zuvor gesehen“, erklärte Hilmar Gudmundsson vom British Antarctic Survey. „Die Entdeckung, dass der Zyklus von Spring- und Nipptiden einen so starken Einfluss auf einen Eisstrom Dutzende von Kilometern weit entfernt vom Meer hat, ist eine absolute Überraschung.“
Ohne Mond leidet der Wärmetransport
Ohne Mond gäbe es all diese Bewegungen nicht – allerdings würde uns dies bei den meisten kaum auffallen. Nur am Meer könnten wir es direkt sehen: „Es würde immer noch Ebbe und Flut geben, weil auch die Sonne eine Gezeitenwirkung hat“, erklärt Kaare Aksnes von der Universität Oslo. Aber der Tidenhub wäre nur noch etwa ein Drittel des heute üblichen.