In der Frage, welcher Region des Sonnensystems der neue ferne „Einwohner“ nun angehört, ist noch lange nicht das letzte Wort gesprochen. Es scheint das Szenario, dass 2003 VB12 aus dem Kuiper- Gürtel gekommen ist, zunächst durch die Störungen von Neptun zu einem „Scattered Disk Object“ (SDO) wurde und dann durch weitere Störungen auf seine heutige Bahn gebracht wurde, mindestens ebenso gut zu funktionieren wie die Hypothese von Brown, dass der Planetoid aus der Oortschen Wolke gekommen ist.
„Vielleicht handelt es sich bei 2003 VB12 wirklich um eine neue Untergruppe von Transneptun-Objekten“, sagt Alan W. Harris vom Space Science Institute in La Canada, Kalifornien, „aber ich sehe keinen Grund dafür, den Planetoiden von einer Mitgliedschaft im Kuiper- Gürtel auszuschließen.“ Auch 2000 CR105 ist eine Eiswelt mit extrem elliptischer Umlaufbahn, allerdings nicht so exzentrisch wie 2003 VB12. Ob die beiden Himmelskörper zu den SDOs gezählt werden oder ob für sie eine neue Subgruppe von TNOs eingeführt wird, muss noch von der International Astronomical Union (IAU) entschieden werden.
David Jewitt von der University of Hawaii, der 1992 das erste Objekt im Kuiper- Gürtel aufspürte, weist noch auf einen anderen wichtigen Punkt hin: die Neigung der beiden entlegenen Planetoiden zur Ebene der übrigen Planeten ist relativ gering, wohingegen die Objekte der Oortschen Wolke sphärisch um das Sonnensystem verteilt sind.
„Sedna und 2000 CR_105 wissen also, wo sich die Ebene der Planeten befindet“, gibt Jewitt zu denken. Die beiden „Abtrünnigen“ seien nur die Spitze eines Eisbergs; Jewitt glaubt, dass zwischen dem Kuiper-Gürtel und der Oortschen Wolke eine große Zahl an frostigen Miniwelten gefangen ist.
Stand: 07.05.2004