Geologie/physische Geographie

Kunstwerke der Tiefsee

Wie entstehen Asphaltvulkane?

Gefangenes Salzwasserkrokodil © Craig Franklin

Austritte von Gasen und Flüssigkeiten aus dem Meeresboden sind nichts Ungewöhnliches in den Ozeanen. So hat man in den letzten 30 Jahren neben Schwarzen und Weißen Rauchern, auch so genannte Cold Seeps entdeckt. Dabei handelt es sich um kalte Quellen am Grund der Meere, aus denen beispielsweise Methan sickert. Doch Salzhügel, die aus ihren Kratern eine ungewöhnliche Mischung aus Asphalt und Öl spucken? Das war neu.

Ian MacDonald von der TAMU kommentierte die Ergebnisse deshalb im Jahr 2004 im Wissenschaftsmagazin Science so: „Wir haben den Beweis für Asphaltvulkanismus entdeckt. Ein neues geologisches Phänomen, das wir in der Tiefsee niemals erwartet hätten. Die Fließschemata der Lava-ähnlichen Asphaltablagerungen legen nahe, dass das Material zunächst heiß war und die Hänge über mehrere Hundert Meter herunter floss, bevor es aushärtete.“ Das Forscherteam benannte deshalb den untersuchten Tiefseehügel mit fünf Kilometern Durchmesser und circa 400 Metern Höhe „Chapopote“, dem aztekischen Wort für Teer.

Bartwürmer auf Asphalt. © RCOM

Doch die auffälligen, zum Teil meterdicken Ströme, die höchstwahrscheinlich in mehreren aufeinander folgenden Eruptionen entstanden, blieben nicht die einzigen spektakulären Entdeckungen. Ein auffälliger Krater an der Spitze des Vulkangebäudes, Asphaltgebilde, die wie bizarre Kunstwerke aussehen und steile Vulkanhänge mit bis zu 20 Grad Neigung offenbarten sich den Blicken der staunenden Wissenschaftler.

"Ungefähr jeder zweite Tiefseehügel in der Campeche Bucht hat einen Krater, aus dem möglicherweise Asphaltströme geflossen sind“, so Bohrmann. Bei vier der Campeche Knolls weiß man es sicher. Dort hat man mittlerweile größere Asphaltflächen gefunden. Doch warum existieren Asphaltvulkane gerade im Golf von Mexiko und vermutlich sogar nur dort?

Druck, Salz und Erdöl

Für die Wissenschaftler ist der Fall klar. Die geologische Situation in der Region ist maßgeschneidert für Asphaltvulkanismus: Hier gibt es Wassertiefen von mindestens 3.000 Metern, Salzstöcke und größere Erdölvorkommen im Meeresboden. Und genau diese drei Bedingungen müssen nach Ansicht der Forscher erfüllt sein, damit dieses Phänomen entstehen kann.

Die zahlreichen gewaltigen Salzstöcke oder Diapire in der Campeche Bucht stammen aus der Zeit vor rund 200 bis 140 Millionen Jahren, als im Jura-Zeitalter der Urkontinent Pangäa auseinanderbrach und die Dinosaurier schon seit einiger Zeit über die Erde herrschten. Damals trockneten Teile des entstehenden Atlantiks aus und die im Wasser gelösten Salze sammelten sich in dicken Schichten.

Zerklüfteter Asphalt © RCOM

Diese bis zu 1.000 Meter mächtigen Ablagerungen wurden später von neuen Sedimenten überdeckt und durch Absenkungen des Untergrunds bis in Tiefen von acht bis 15 Kilometern verlagert. Salz besitzt jedoch eine geringere Dichte als das umgebende Gestein. Dies und der enorme Druck tief unter dem Meeresboden sorgten Millionen Jahre später dafür, dass das Salz in Schwächezonen der Erdkruste wieder aufsteigen konnte. Dabei gelangten die Salzdome an einigen Stellen sogar bis an die Erdoberfläche und bildeten das Gerüst für die Vulkankegel.

Der ebenfalls benötigte Asphalt entsteht in der Natur immer dann, wenn bestimmte Mikroorganismen – zum Teil viele tausend Meter tief im Meeresboden – Erdöl als Nahrungsquelle nutzen und dabei zersetzen. Und Erdöl gibt es im Golf von Mexiko reichlich. Jährlich werden hier weit mehr als eine halbe Milliarde Barrel des schwarzen Goldes gefördert.

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Stand: 02.11.2006

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Asphaltvulkane
Bizarrer Lebensraum auf Salz und Bitumen

Salzhügel spucken Asphalt
Die Entdeckung einer neuen Art von Vulkanismus

Kunstwerke der Tiefsee
Wie entstehen Asphaltvulkane?

Ein Lift für Asphalt
Wie kommt das Material an seinen Bestimmungsort?

Energie ohne Licht
Auf der Suche nach dem Lebenselixier im Asphalt

Mit QUEST auf Spurensuche in der Tiefsee
Die zweite Expedition zu den Asphaltvulkanen

Karamell, Asphaltfäden und das „Elixier des Lebens“
Neue Entdeckungen am Chapopote

Sonderbare Erhebungen mit einem Krater in der Mitte...
Der Meeresgeologe Professor Dr. Gerhard Bohrmann im Interview

Mit MeBO den Asphalt durchbohren
Das Interview Teil II

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