Von einer Pille, die den Appetit zügelt und eine Diät leichter macht, träumen viele. Denn weniger zu essen, fällt vor allem Übergewichtigen schwer. Bisher allerdings haben sich nahezu alle Appetitzügler und Diätpillen als bestenfalls unwirksam und schlimmstenfalls gesundheitsgefährlich entpuppt. Möglicherweise könnte sich das Kuschelhormon hier als Ausweg erweisen, wie US-Forscher im März 2015 berichteten.
Für ihr Experiment verabreichten die Forscher 13 normalgewichtigen und 12 übergewichtigen Männern entweder eine Dosis Oxytocin per Nasenspray oder ein Placebo. Eine Stunde später durften die Probanden sich ein Frühstück ihrer Wahl bestellen. Dabei wurde registriert, was und wieviel sie aßen. Der gleiche Versuch wurde eine Woche später mit vertauschten Gruppen wiederholt.
Weniger Kalorien, erhöhte Fettverbrennung
Die Auswertung ergab: Die Männer, die zuvor Oxytocin bekommen hatten, nahmen im Durchschnitt 122 Kilokalorien und neun Gramm Fett weniger zu sich. Das erscheint zwar auf den ersten Blick nicht viel. Aber wenn mehrere Mahlzeiten am Tag zusammenkommen, dann kann dies durchaus den Unterschied zwischen Abnehmen und weiter Zunehmen ausmachen. Zudem verbrannten die Oxytocin-Probanden in den Stunden nach der Mahlzeit mehr Fett als die Placebogruppe.
Interessanterweise waren sich die Teilnehmer der appetitzügelnden Wirkung des Oxytocins nicht bewusst. Subjektiv hatten sie nicht den Eindruck, weniger Appetit zu haben, wie eine Befragung ergab. Wie das Kuschelhormon den Appetit zügelt, ist bisher noch unbekannt. Die Forscher vermuten aber, dass das Oxytocin auf Schaltkreise im Gehirn wirkt, die an der Hungersteuerung beteiligt sind, weil dies auch schon in Tierversuchen beobachtet wurde. Die Menge an appetitregulierenden Hormonen im Blut der Probanden änderte sich allerdings beim Versuch nicht.
„Unsere Ergebnisse sind wirklich aufregend“, sagt Elizabeth Lawson von der Harvard Medical School in Boston. „Zwar sind noch weitere Studien nötig, aber ich glaube, dass Oxytocin eine vielversprechende Behandlung für Übergewicht und seine Folgen sein könnte.“ Bisher wurden die Versuche allerdings nur bei Männern gemacht, ob das Kuschelhormon auch bei Frauen so wirkt, muss daher noch getestet werden. Nebenwirkungen beobachteten die Forscher in ihrem Experiment nicht.
Nadja Podbregar
Stand: 17.07.2015