Inzwischen ist das einstige Prestigeobjekt „Kansai Airport“ in Verruf geraten, längst mehren sich die Negativschlagzeilen. Denn das Wunderwerk der Technik droht zu versinken. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und Ingenieurstricks senkt sich das Fundament langsam aber unerbittlich immer weiter ab.
Etwa zwölf Meter ist das Areal bereits tiefergesackt – und dies schon knapp neun Jahre nach Fertigstellung, fünfmal schneller als vorhergesagt. Als Folge schlagen Landebahnen Wellen, Wände reißen und in den Kellern sickert Wasser ein. Bei einem Passagieraufkommen von rund 35.000 Menschen pro Tag und 170 startenden Flugzeugen ein Problem.
Entsprechend fieberhaft arbeiten Ingenieure und Techniker dem unerbittlichen Absacken entgegen. Um die Fundamente vom Druck des steigenden Wasser zu entlasten, haben sie rund um die Hauptgebäude bereits eine 30 Meter tiefe Betonmauer als Schutzwall in das aufgeschüttete Erdreich gepresst. Pumpen in und um die feuchten Keller laufen Tag und Nacht, um auch hier den Druck des Wassers zu mindern. Seit der Eröffnung des Flughafens 1994 haben diese Erste-Hilfe-Maßnahmen bereits umgerechnet 2,6 Milliarden Euro verschlungen – und ein Ende ist nicht abzusehen.
Für John Craven, den amerikanischen Experten für Meerestechnologie, ist dies allerdings auch kein Wunder: „Wenn man auf dem Meer wie auf dem Land baut, hat man verloren“, erklärte er kürzlich im Radio Bremen. Seiner Ansicht nach haben Aufschüttungsinseln wie der Kansai Airport deshalb so viele Probleme, weil sie die speziellen Bedingungen und Gegebenheiten des Wassers missachten und mit Techniken des Landbaus arbeiten.
Doch die Flughafenbauer von Kansai lassen sich davon nicht irritieren, im Gegenteil: Sie planen bereits eine Erweitung des Flughafens auf einer zweiten künstlichen Insel – nach dem gleichen Konstruktionsprinzip. Diesmal jedoch in noch tieferem Wasser und auf einer dickeren Lehmschicht. Erste Schätzungen gehen diesmal von einer Absinkrate von mindestens 18 Metern aus – mit viel Spielraum nach oben…
Stand: 20.10.2003