Erste Blicke unter den Schleier des Titan lieferten die 1997 von der NASA, der ESA und der italienischen Raumfahrtbehörde ASI zum Saturn geschickte Cassini-Huygens-Mission. Ziel der beiden Sonden, dem Orbiter Cassini und dem Huckepack mitreisenden Titan-Landemodul Huygens, war es, neue Informationen über den Ringplaneten und Monde wie den Titan zu sammeln. Außerdem erhofften sich die Wissenschaftler auch eine Antwort auf die Frage nach dem Ursprung des Sonnensystems.
Am 1. Juli 2004 war es dann soweit: Cassini und Huygens erreichten den Ringplanet und seine Monde. Die Landung von Huygens auf Titan war nicht nur für die vielen Astronomie-Freaks weltweit ein Abenteuer, sondern auch für die an der Mission beteiligten Wissenschaftler. Was die Sache zu einer echten Herausforderung machte, war dabei weniger die Tatsache, dass erstmals ein Raumfahrzeug auf einem Himmelskörper im äußeren Sonnensystem aufsetzen sollte.
Restrisiko bei der Landung
Zu einem Risiko wurde das Manöver vor allem, weil Abstieg und Landung völlig automatisch erfolgen mussten. Die Erde ist vom Saturnmond weit über eine Milliarde Kilometer entfernt. Funksignale zur Steuerung der Sonde hätten daher mehr als eine Stunde gebraucht, um diese Strecke zu überwinden. Deshalb wurde der Ablauf der Aktion vorab genau berechnet und minutiös geplant – ein nicht zu kalkulierendes Restrisiko inklusive.
Zur großen Erleichterung der Wissenschaftler klappte jedoch alles wie am Schnürchen: Von der Abtrennung vom Raumschiff Cassini am 25. Dezember 2004 über das Eindringen von Huygens in die Atmosphäre, den zwei Stunden langen Sinkflug und das Wecken der Instrumente an Bord bis hin zum Aufprall auf dem Titan am 14. Januar 2005 um 13.45 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (MEZ).
Ohrenbetäubender Jubel im Kontrollzentrum der ESA in Darmstadt brach jedoch bereits um 11.25 Uhr aus: Am Green Bank-Teleskop im US-Bundesstaat West Virginia war ein erstes eindeutiges Funksignal der Sonde eingegangen – Huygens lebte. Und die Sonde sammelte schon während des Abstiegs fleißig Daten über den Aufbau der Atmosphäre, nahm Geräusche auf und schoss vor allem die ersten Bilder von der Titanoberfläche.
Bilder einer seltsamen Welt
Doch damit nicht genug. Auch das, was die Wissenschaftler kaum zu hoffen gewagt hatten, trat ein: Huygens überstand die Landung auf dem Titan scheinbar völlig unbeschadet und sendete noch weit über eine Stunde lang munter weiter Daten zu Cassini. Dort wurden diese mehrfach gesichert und anschließend – genau wie die vom Mutterschiff selbst aufgezeichneten Messergebnisse und Bilder – zur Erde weitergeleitet. Rund 500 Megabyte in Form von Bildern, Messergebnissen und anderen Daten trudelten innerhalb der nächsten Stunden auf der Erde ein.
Die Wissenschaftler begannen sofort mit der Sichtung und Auswertung des Materials und hatten bereits nach wenigen Tagen einen ersten Eindruck von dem fernen Mond im äußeren Sonnensystem. Die Bilder, die sie schließlich der Öffentlichkeit präsentierten, zeigten eine seltsame Welt, die trotz allem eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit der Erde hat. „Tatsächlich sieht Titan der Erde ähnlicher als jeder andere Himmelskörper im Sonnensystem – trotz der großen Unterschiede in Temperatur und anderen Umweltbedingungen“, erklärt Rosaly Lopes vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA in Pasadena.
Es gibt auf dem Titan hochaufragende Gebirge, Dünen, Seen und durch Erosion tief eingeschnittene Schluchten. Wie auf der Erde hat die Erosion im Laufe der Zeit die meisten Meteoritenkrater eingeebnet und nahezu verschwinden lassen. Rinnen und flussähnliche Formationen führen aus einem höher gelegenen Gebiet in ein tiefes, flaches Terrain und enden dort in Senken. Diese werden begrenzt von einer Art Küstenlinie und sind mit Inseln und Sandbänken bestückt.
Nadja Podbregar
Stand: 10.04.2014