Es brüllt, kreischt, zwitschert und grummelt: Nicht nur wir Menschen produzieren im Alltag eine Menge von Geräuschen. Auch das Tierreich ist mitunter ganz schön laut – doch welches Tier ist das lauteste? Definitiv zu den Anwärtern auf die ersten Plätze gehören die großen Säuger der Meere. Die Rufe der Blauwale erreichen einen Schalldruckpegel von 188 Dezibel, die Klicklaute der Pottwale tönen sogar mit bis zu 230 Dezibel durchs Wasser.
Laute „Pistolenschüsse“
Doch diesen Riesen machen gepanzerte Winzlinge ernsthafte Konkurrenz. Die nur wenige Zentimeter großen Pistolenkrebse (Alpheidae) sind für die ohrenbetäubenden Knalllaute berühmt, die sie mit ihren Scheren erzeugen. Diese dienen dazu, mit Artgenossen zu kommunizieren, Feinde zu warnen oder Beute schlagartig außer Gefecht zu setzen.
Ein „Pistolenschuss“ der auch Knallkrebse genannten Garnelen kommt auf 200 bis 250 Dezibel. Das ist allerdings nicht das einzige Beeindruckende daran: Bei dem Krach geht es auch im wahrsten Sinne des Wortes heiß her. Implodiert die dampfgefüllte Blase, die sich beim Scherenknallen bildet, entstehen neben dem lauten Knall ein Lichtblitz und örtliche Temperaturen von mehr als 4.700 Grad.
Ein lärmender Winzling
Ebenfalls rekordverdächtig sind die Laute eines weiteren Winzlings: Micronecta scholtzi ist eine nur rund zwei Millimeter lange Ruderwanze – und das lauteste Tier im Verhältnis zur Körpergröße. Die Männchen dieser im Wasser lebenden Insekten reiben geräuschvoll ihren Penis über die geriffelte Haut an ihrem Bauch, um potenzielle Partnerinnen zu beeindrucken.
„Obwohl ein Großteil dieser Geräusche vom Wasser geschluckt wird, kann man die Gesänge der Tierchen sogar außerhalb des Wassers hören“, erklärt James Windmill von der University of Strathclyde. Um herauszufinden, wie laut die Männchen wirklich sind, machten der Forscher und seine Kollegen vor einigen Jahren den Test. Das Ergebnis: Der Geräuschpegel lag durchschnittlich bei 79 Dezibel, wobei die lauten Töne sogar 99 Dezibel erreichten – nicht schlecht für so kleine Tiere. Wie die Wanzen das schaffen, ist nach wie vor rätselhaft.
Von tief bis hoch
Laut kann es aber nicht nur im Wasser werden: Elefanten trompeten bei Gefahr bis zu 117 Dezibel laut. Doch auch ihr tiefes Grollen erreicht leicht über 100 Dezibel. Während wir diese Töne mitunter gar nicht mehr hören können, weil sie im Infraschallbereich liegen, ist es bei Fledermäusen genau anders herum – ihre Rufe sind zu hoch für unser Gehör.
Könnten wir diese Frequenzbereiche wahrnehmen, würden wir Arten wie das Große Hasenmaul (Noctilio leporinus) aber sicherlich als Schreihälse bezeichnen. Denn die Rufe dieser in Zentral- und Südamerika heimischen Flattertiere erreichen eine Lautstärke von knapp 140 Dezibel. Nicht ganz so laut, aber dafür für uns hörbar, tönt der lauteste Vogel der Welt: Der ohrenbetäubende Balzgesang des Einlappenkotingas erreicht noch in vier Meter Entfernung Lautstärken von 104 Dezibel, in Spitzenwerten sogar 113 – da müssen die bezirzten Vogeldamen aufpassen, keinen Hörschaden davonzutragen.