Insgesamt sind die beiden Flöße der Kon-Tiki 2-Expedition allein auf der Hintour zur Osterinsel sechs Wochen auf dem Pazifik unterwegs – allein auf offener See. Für die Besatzung bedeutet dies: Wochenlang auf engstem Raum und unter einfachsten Bedingungen zusammenleben. Jeweils sieben Menschen teilen sich eine schwimmende Insel von nur 6,5 Metern Breite und 17 Metern Länge. Viel Raum für Privatsphäre bleibt da nicht.
In der Mitte jedes Floßes steht eine einfache Hütte, die Schutz vor Wind und Regen bietet. Auf ihrem Dach sind Solarzellen befestigt, die zusammen maximal 600 Watt Strom produzieren und die Floßbewohner mit Energie versorgen. Sie wird vor allem für die Kommunikation und für die wissenschaftlichen Instrumente benötigt. Alles andere muss ohne gehen – wie schon vor tausend Jahren bei den prähistorischen Seefahrern.
Vorräte und frischer Fisch
Für die Versorgung der Crew hat jedes Floß rund 2.500 Liter Trinkwasser an Bord. Sie waren anfangs in Plastikbehältern unter Deck befestigt. Doch auf halbem Wege zur Osterinsel zeigte sich, dass die heftigen Bewegungen des Floßes einige von ihnen undicht werden ließ, Salzwasser drang ein und machte das Wasser unbrauchbar. „Tupac Yupanqui hat dadurch rund 300 Liter Trinkwasser verloren“, berichtet die Crew in ihrem Blog. „Aber das ist weniger als zehn Prozent unseres gesamten Wasservorrats und wir haben noch genug für den Rest der Reise zur Osterinsel.“
Als Grundnahrungsmittel haben die Flöße 200 Kilogramm Reis, 80 Kilogramm Linsen, Bohnen und neben weiteren Vorräten auch eine Brotbackmischung an Bord, mit der die Besatzung unterwegs Fladen backen kann. Gekocht und gebacken wird mit Propangas. Kisten mit frischem Gemüse und Obst, darunter 50 Kilogramm Orangen, sorgen für die nötigen Vitamine, ergänzt wird das Ganze mit frisch gefangenem Fisch.
Hohe Wellen und nasse Klamotten
Die Überfahrt per Floß ist keineswegs ein netter Sonnenurlaub auf dem Wasser, sondern harte und teilweise ziemlich kalte und nasse Arbeit. Die ersten beiden Wochen ihrer Tour sorgten Sturm, hohe Wellen und viel Regen für wenig angenehme Bedingungen. Je nach Wetter können die Wellen mehr als vier Meter hoch werden – und überspülen dann das gesamte Floß und dringe sogar von unten in die Hütte ein.
Cecilie Mauritzen berichtet am 28. November – dem Tag, an dem die Hälfte des Weges geschafft ist: „Wir sind in einem Sturmzentrum und jeder ist ein wenig gereizt. Den dritten Tag in Folge schießt das Wasser unter unseren Betten hoch, jedes Mal, wenn eine große Welle und trifft.“
Hinzu kommt: Nur zwei der insgesamt 14 Besatzungsmitglieder sind schon einmal zuvor auf einem Floß gesegelt. Der jüngste an Bord, Jostein Heidenstrøm, berichtet: „Die ersten Tage auf See waren sehr hektisch. Ich war manchmal ganz schön erschöpft, wegen der Seekrankheit und weil ich jede Nacht um vier Uhr aufstehe – aber jetzt sind die Aufgaben schon zur Routine geworden und es läuft glatter.“
Nadja Podbregar
Stand: 11.12.2015