Wenn bei uns im Winter die Laubbäume kahl werden, werden sie sichtbar: Misteln (Viscum). Die immergrüne Pflanze aus der Familie der Mistelgewächse findet sich hauptsächlich an den oberirdischen Teilen des Stamms und des Geästs von Gehölzen wie Laub- und Nadelbäumen und bildet dort typischerweise kleine Nester.
Misteln sind weltweit in den Tropen, Subtropen und gemäßigten Zonen verbreitet. In Deutschland ist vor allem die „Weißbeerige Mistel“ (Viscum album) bekannt. Je nachdem, auf welcher Pflanze sie wächst, unterscheidet man zwischen den Unterarten Tannen-, Kiefern- und Laubholzmistel. Da Misteln nicht auf dem Boden, sondern nur als Aufsitzer auf anderen Pflanzen wachsen, werden sie als Epiphyten bezeichnet.
Bestäubung und Verbreitung durch tierische Helfer
Doch wie gelangen die Misteln auf Tanne, Apfelbaum und Co.? Dafür hat sich im Laufe der Evolution eine raffinierte Strategie entwickelt, bei der die Misteln von unterschiedliche tierischen Helfern profitieren. Misteln sind zweihäusig, bilden also entweder männliche und weibliche Pflanzen. Sie sind daher auf eine Bestäubung angewiesen, den Transport des Pollens von der männlichen zur weiblichen Pflanze.

Die Mistel begünstigt dies, indem sie im Frühjahr etwa zwischen März und Mai blüht, während die Bäume, auf denen sie wächst, noch kahl sind. So entdecken Insekten, darunter vor allem Fliegen, die unscheinbar gelblich-grünen Blüten leicht und bestäuben die Mistelpflanzen. Im Spätherbst bilden die Misteln dann kleine meist weiße, gelbe oder auch rote Beerenfrüchte. Sie bleiben den gesamten Winter über etwa bis Januar oder März erhalten – und sind dann in den kahlen Ästen der Bäume leicht auszumachen.