„Und nun das Wetter: Heiter und trocken, Temperaturen um Null Grad. Aktuelle Erdbebenlage: In der Stadt Hveragerdi Stärke 4,1 auf der Richter Skala, nahe Selfoss 3,3…“ – für unsere Ohren klingt dieser kombinierte Wetter- und Erdbebenbericht seltsam und bedrohlich. Doch für die Einwohner Islands gehören solche Meldungen zum Alltag.
Die Lage der Insel auf einer aktiven Plattengrenze sorgt nicht nur für reichlich vulkanische Aktivität, sondern lässt auch immer wieder die Erde beben. Obwohl die kleineren Beben oft nur noch Schulterzucken oder allenfalls ein kurzes Innehalten auszulösen scheinen, sind sich die Isländer der allgegenwärtigen Gefahr sehr wohl bewusst. Die Angst vor dem großen Ausbruch, der großen Katastrophe ist auch durchaus berechtigt.
Als 1973 der Vulkan Eldfell auf der Insel Heimaey vor der Südwestküste Islands ausbrach, drohte die gewaltige Eruption einen ganzen Ort zu vernichten. Auf einer Länge von mehr als zwei Kilometern riss der Untergrund auf und feurige Lavafontänen stiegen meterhoch auf. Der Riss spaltete die halbe Insel. Die 5.300 Einwohner des Fischerortes Vestmannaeyjar konnten nur durch sofortige Evakuierung gerettet werden.
Zwar ist der größte Teil Islands nur dünn besiedelt oder sogar menschenleer und ein Vulkanausbruch in diesen Gebieten hätte daher nur geringe Folgen. Aber ausgerechnet die am dichtesten besiedelte Region liegt in einer der aktivsten und gefährlichsten Zonen der Feuerinsel. In und um die Hauptstadt Reykjavik herum leben mehr als die Hälfte der 250.000 Einwohner Islands. Und hier, in der sogenannten Südisländischen Seismischen Zone, ist der Untergrund der Feuerinsel besonders unruhig. Jeden Tag registrieren die Messinstrumente der Seismologen gleich mehrere kleinere Erdbeben und der nächste aktive Vulkan liegt weniger als 40 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.
Würde der Hengill ausbrechen, könnte entweder der Ausbruch selbst oder aber ein begleitendes schweres Erdbeben die Stadt ernsthaft bedrohen. Damit müssen die Einwohner Reykjaviks leben, denn verhindern lässt sich eine Eruption des Vulkans nicht. Um wenigstens rechtzeitig warnen zu können, überwacht ein seismologisches Messnetz die wichtigsen Gefahrenzonen.
Stand: 13.04.2001