Gerade mal 60 verschiedene Termitenarten hatte die erste Bestandsaufnahme der Insektenforscher Mitte des 19. Jahrhunderts ans Tageslicht befördert. Heute sind mehr als 3.000 verschiedene Termitenspezies weltweit bekannt und fast jedes Jahr kommen neue hinzu. In ihrem riesigen Verbreitungsgebiet, den tropischen und subtropischen Regionen Amerikas, Asiens und Australiens spüren die Forscher immer wieder neue Arten auf.
Obwohl die meisten Termiten winzig und federleicht sind – manche wiegen gerade Mal fünf Tausendstel Gramm und sind nur wenige Millimeter groß -, können sie erstaunliche architektonische Leistungen vollbringen. So ragen beispielsweise die Bauten von Nasutitermes triodius im Norden Australiens fünf oder mehr Meter hoch in die Luft. Rund 50 Tonnen Erde verbauen die Termiten für dieses Nest, das entspricht dem Gewicht von 50 Kleinwagen oder zehn Elefanten.
Bis zu 50 Millionen Termiten leben in einem einzigen dieser Bauwerke zusammen. Dies haben Wissenschaftler bei Volkszählungen unter den Insekten ermittelt. Sie alle handeln nach dem Motto „der Staat ist alles – der Einzige nichts“. Durch die Interaktion zwischen den einzelnen Individuen und die Summe der einfachen Handlungen, die die Tiere ausführen, können sie selbst komplexe Probleme wie den Nestbau lösen.
Diese besondere Art der Intelligenz, die von Forschern auch als Schwarmintelligenz bezeichnet wird, gibt es nicht nur bei Termiten sondern auch bei Ameisen, Bienen, Wespen oder Hummeln. Sie werden deshalb von den Wissenschaftlern auch als soziale Insekten bezeichnet.
Hackordnung ohne Aggressionspotential
An der Spitze der Hackordnung im Termitenstaat steht das Königspaar, das für Nachwuchs wie am Fließband sorgt. Darüberhinaus haben Insektenforscher jedoch bis zu zehn weitere Funktionsträger ermittelt, die in so genannte Kasten eingeteilt werden.
Da gibt es die unzähligen geschlechtslosen und zumeist blinden Arbeiter, die beispielsweise für die Brutpflege oder den Bau und die Reparatur der Termitentürme verantwortlich sind. Erfahrene ältere Arbeiter übernehmen die Futtersuche außerhalb des Nestes oder das Herbeischaffen der Nahrung.
Die zumeist erheblich größeren, mit mächtigen Mundwerkzeugen ausgestatteten Soldaten dagegen verteidigen den Bau vor angriffslustigen Nachbarstämmen oder anderen Feinden wie Ameisenbären, Raubinsekten oder Erdferkeln.
Dann gibt noch die geflügelten Geschlechtstiere, die von ihren „Ammen“ zunächst Wochen lang gepflegt und gefüttert werden, um dann irgendwann, meist nach einem kräftigen Regenguss, zu Hunderttausenden den Bau zu verlassen und auf den Hochzeitsflug zu gehen. Das Schicksal der meisten Männchen und Weibchen ist dabei schnell besiegelt. Sie werden das Opfer von Vögeln oder anderen Tieren, die Termiten auf ihrem Speiseplan stehen haben.
Doch schafft es nur ein Paar zu überleben, sich in den Boden einzugraben und eine neue Kolonie zu gründen hat sich der Aufwand für Nahrung und Energie schon gelohnt…
Stand: 17.03.2006