Für ADHS-Patienten stellen viele Situationen des Alltags eine echte Herausforderung dar. Doch während sie sich zum Beispiel schwer damit tun, fleißig zu lernen und vermeintlich langweilige Aufgaben zu erledigen oder pünktlich und zuverlässig im Büro zu erscheinen, kann ihnen ihre Erkrankung bei manchen Dingen sogar zu Gute kommen.
Talent zum kreativen Denken
Denn Menschen mit ADHS gelten oft als besonders kreativ. Dank ihres schwachen Reizfilters nehmen sie überdurchschnittlich viel auf, denken unstrukturierter und damit offener. Sie nehmen ungewöhnliche Perspektiven ein und haben innovative Ideen. Hinzu kommt, dass sie sich trotz ihrer Aufmerksamkeitsschwäche auf subjektiv als wichtig empfundene Dinge durchaus konzentrieren können.
„Wenn diese Menschen für sich die richtige Nische gefunden haben, sind sie häufig genial und unschlagbar in ihrem sprühenden Eifer und ihrem unermüdlichen Aktionismus“, schreibt die ADHS-Expertin Astrid Neuy-Bartmann auf der Webseite des Selbsthilfevereins ADHS Deutschland e.V. In Berufen, die viel Kreativität, Lebendigkeit und spontanes Reagieren erfordern, können erwachsene ADHS-Patienten deshalb durchaus sehr erfolgreich sein – auch, wenn sie dabei für ihre Mitmenschen mitunter anstrengend sind.
Zwischen Genie und Wahnsinn
So glauben Experten etwa, dass so bemerkenswerte Denker wie der Politiker Winston Churchill, der Erfinder Thomas Edison oder der Komponist Wolfgang Amadeus Mozart womöglich an einer Form der ADHS gelitten haben könnten. Bereits der Psychologe William James war von dieser „Besonderheit“ vieler Revolutionäre und bekannter Persönlichkeiten der Geschichte überzeugt. Sie entsprächen, so formulierte er es, einem „unruhigen und unaufmerksamen Persönlichkeitstypus“.
„ADHS ist immer wieder ein Phänomen, dass sich zwischen Genie und Wahnsinn bewegt“, sagt Neuy-Bartmann. Die Übergänge von einem hochbegabten Menschen bis hin zu einer chaotischen gescheiterten Person, die an ihren vielen Misserfolgen zerbricht, seien dabei jedoch fließend. „Behandlungsbedürftig wird die ADHS immer erst, wenn es zu erheblichen Schwierigkeiten im Arbeits- oder Beziehungsbereich kommt oder bei Depressionen und Suchtentwicklung.“
Daniela Albat
Stand: 22.07.2016