Unsere Leber ist äußerst widerstandsfähig. Doch so hochleistungsfähig und robust sie auch ist, selbst sie gerät irgendwann an ihre Grenzen. Bei kontinuierlicher Überlastung – vor allem durch den Konsum von zu viel Alkohol, eine übermäßig fett- und zuckerhaltige Ernährung und zu wenig Bewegung – kann sie verfetten oder sich chronisch entzünden.
Von der Fettleber zur Zirrhose
„Im gesamten Organ und um die kleinen Blutgefäße bildet sich dann Bindegewebe“, erklärt der Hepatologe Moritz Peiseler von der Charité. Dabei vernarbt die Leber immer mehr und kann sich dadurch verhärten und vergrößern. Diese krankhafte Vermehrung des Bindegewebes wird Leberfibrose und im Endstadium -zirrhose genannt. Zudem sterben bei Überlastung auch zunehmend Leberzellen ab (Nekrose). „Das Blut wird dann auf neue, erweiterte Gefäße innerhalb und außerhalb der Leber umgeleitet“, sagt Peiseler. Doch nicht alle Areale werden dann noch ausreichend versorgt.
Eine Fettleber ist ein maßgeblicher Risikofaktor für eine spätere Fibrose beziehungsweise Zirrhose, da die Verfettung eine effektive Entgiftung behindert und Entzündungen begünstigt. Umso stärker die Vernarbungen der Leber voranschreiten, desto heftiger beeinträchtigen sie die Organfunktionen. Unter anderem können bestimmte Immunzellen, die Kupffer-Zellen, nicht mehr arbeiten. Um dies zu kompensieren, strömen Immunzellen aus dem Knochenmark in die kranke Leber und übernehmen ihre Aufgaben bei der Abwehr von Krankheitserregern, wie Peiseler und seine Kollegen herausgefunden haben (doi: 10.1126/science.abq5202).
Starke Schäden sind nicht umkehrbar
Zwar funktioniert eine teilweise geschädigte Leber durch diesen und andere Kompensationsmechanismen zunächst oft noch ausreichend und kann sich auch wieder erholen, wenn die Überlastung aufhört. Ab einem gewissen Zeitpunkt und Stadium sind die Schäden jedoch unumkehrbar und unbehandelt im schlimmsten Fall tödlich.
An einer Lebererkrankung sterben nach Angaben der Deutschen Leberhilfe hierzulande jährlich rund 20.000 Menschen. Rund 500.000 Menschen leiden in Deutschland unter einer Zirrhose und mehr als fünf Millionen Deutsche sind von einer akuten oder chronischen Lebererkrankung betroffen. Eine nicht-alkoholischen Fettleber haben sogar rund 30 Prozent der Deutschen, in einem frühen Stadium häufig symptomlos und unbemerkt.
Symptome anfangs kaum bemerkbar
Denn die Leber selbst besitzt keine Nerven und verursacht daher keine Schmerzen. Erst bei starker Vergrößerung der Leber drückt sie auf das umliegende Gewebe und löst Schmerzen aus. Häufig wird die Fettleber daher erst spät und nur zufällig bei Blutuntersuchungen oder im Ultraschall bemerkt. Auch die ersten Anzeichen einer Leberzirrhose sind oft schwer zu bemerken. Dazu zählen Müdigkeit, Übelkeit und Appetitverlust sowie verschiedene Hautveränderungen.
Erst im späten Stadium von Lebererkrankungen treten massive sichtbare oder spürbare Alarmzeichen auf. Dazu zählen Hautveränderungen wie Gelbsucht, Wassereinlagerungen im Bauch, Veränderungen der Blutgefäße und Thrombosen sowie Nervenschäden. Vor allem Ammoniak kann das Nervensystem und Gehirn belasten, wenn er nicht mehr von der Leber abgebaut wird.
„Giftstoffe aus der Leber wie Ammoniak stören dort das komplexe Zusammenspiel der Nervenzellen und es entsteht eine hepatische Enzephalopathie“, erklärt der Internistenverband BDI. Betroffene sind dann verwirrt, unkonzentriert und desorientiert, landen mitunter sogar im Koma. Häufigstes Ende von Lebererkrankungen ist jedoch das akute Leberversagen.