Ohne das Leben in einer Gruppe wären wir ganz schön aufgeschmissen. Jeder einzelne von uns müsste Ackerbau betreiben oder auf die Jagd gehen, sich um die Bildung der Kinder kümmern, selber ein Haus bauen, Kleidung anfertigen, gegebenenfalls einen Blinddarm entfernen und eine Brücke bauen, sobald ein Fluss den Weg kreuzt. Zum Glück gibt es in unserer Gesellschaft die Arbeitsteilung. Einzelne Mitglieder haben sich auf bestimmte Aufgaben spezialisiert, die letztendlich allen zugutekommen. Was wir Menschen erst in letzter Zeit zustande gebracht haben, gibt es im Tierreich aber schon sehr lange.
Ameisen: System Nest
Seit über 100 Millionen Jahren leben etwa Ameisen in durchorganisierten Massengesellschaften mit Arbeitsteilung. Wie bei Bienen oder Termiten pflanzt sich auch bei Ameisen nur die Königin fort, während der Rest der Gemeinschaft jeweils bestimmte Aufgaben erfüllt. So müssen bestimmte Pilzzucht betreibende Arten weite Strecken zurücklegen, um Blattmaterial in den Bau zu schaffen. Häufig sitzen dabei kleinere Ameisen auf dem Rücken ihrer Artgenossen, die ja eigentlich schon genug zu schleppen haben. Die Mitreisenden bilden dabei aber eine Art Leibwache, indem sie die Buckelfliege davon abhalten ihre Eier abzulegen. Auf diese Weise schützen sie die Arbeiter-Ameisen davor, von der parasitischen Larve der Buckelfliege getötet zu werden.
Bei einigen Ameisenvölkern gibt es Kundschafter, die bestimmte Futterquellen ausfindig machen. Dabei legen sie eine Duftspur, die die Arbeiterinnen zu der Quelle führt. Diese können nun durch Zusammenarbeit riesige Mengen tragen. 100 Tiere können so einen Wurm oder ein totes Insekt transportieren, das 10.000 Mal schwerer ist als eine einzelne Ameise. Dabei schützen sie die sogenannten Soldaten vor Angreifern.
Desweiteren gibt es Ameisen, die sich um die Brutpflege kümmern, den Bau instand halten, oder sogar – wie bei den Honigtopfameisen – einen lebendigen Vorratsspeicher darstellen. Auch bei Termiten ist die Arbeitsteilung ausgeprägt, sie haben zum Beispiel haben eine besonders eindrucksvolle Art der Verteidigung entwickelt. Hier produzieren die Soldaten ein klebriges Sekret in ihrem Hinterleib. Bei einem Angriff kann das Tier regelrecht explodieren. Angreifer und Soldat werden dabei miteinander verklebt und sind beide zum Tode verurteilt.
Nacktmulle: Alles für die Königin
Diese Arbeitsteilungen gibt es nicht nur bei Insekten und Menschen. Auch bei Erdmännchen sorgen einige Gruppenmitglieder für den Nachwuchs, andere sind Jäger oder Wächter. Der Nacktmull, ein in unterirdischen Gängen lebendes ostafrikanisches Nagetier, hat das Prinzip der Spezialisierung sogar auf ähnliche Weise vervollkommnet wie ein Insektenstaat. Diese Tiere, mit deren skurrilem Aussehen keine Tierschutzorganisation je für Spenden werben würde, leben in Kolonien von bis zu 300 Individuen.
Ähnlich wie bei Insektenstaaten bringt auch hier nur ein Weibchen – die Königin – Kinder zur Welt, die Fruchtbarkeit der anderen Weibchen wird unterdrückt. Die restlichen Tiere sind Arbeiter, mit Ausnahme einiger Männchen, die als sogenannte „Non-Worker“ für die Befruchtung zuständig sind. Die Arbeitsteilung verläuft altersabhängig. In der Jugend kümmern sie sich um die Aufzucht der Jungen, später dann um die Futtersuche, die Wartung des Gängesystems und schließlich um die Verteidigung des Baus.
Nadja Podbregar / Kerstin Fels
Stand: 30.08.2013