Gehören Sie auch zu denen, die morgens nur schwer aus dem Bett kommen, mehrere Wecker brauchen und überhaupt erst nachmittags und abends so richtig zu Hochform auflaufen? Oder gilt für Sie eher das Sprichwort „Morgenstund hat Gold im Mund“: Sie stehen problemlos mit den Hühnern auf, beginnen dafür aber schon am frühen Abend zu gähnen? Ob Frühaufsteher oder Nachteule – beide Typen haben offensichtlich einen völlig anderen Rhythmus.Doch warum? Schließlich sind doch beide den gleichen Umweltbedingungen ausgesetzt. Wie kommt dennoch diese scheinbare Verschiebung der Aktivitätszyklen zustande?
Die Uhren laufen unterschiedlich
Erste Antworten auf diese Frage brachten den Chronobiologen wieder einmal Isolationsversuche. Ließen sie Frühaufsteher und Nachteulen selbst ihren Schlaf-Wach-Rhythmus bestimmen, wichen schon nach kurzer Zeit ihre Rhythmen voneinander ab. Ein nicht unerwartetes Ergebnis. Erstaunlicher war dagegen die Ursache dieser Verschiebung: Es zeigte sich, dass die Frühaufsteher auf sich allein gestellt etwa einem 24 Stundentag folgten, ihre innere Uhr lief offenbar um ein weniges schneller als die des Durchschnitts. Die „Tage“ der Nachteulen dagegen pendelten sich bei rund 26 Stunden ein, waren also um rund zwei Stunden länger als erwartet.
Die innere Uhr der Nachteulen hinkt damit dem von der Natur und auch unserer künstlichen Zeiteinteilung vorgegebenen 24 Stunden Tag um knapp zwei Stunden hinterher. Wenn sie nicht kontinuierlich durch deutliche äußere Zeitgeber angeschoben wird, geht daher die Uhr der „Eulen“ nach und als Folge verschiebt sich die Schlafenszeit immer weiter nach hinten. Die Uhr der Frühaufsteher dagegen, die Chronobiologen bezeichnen diesen Menschentyp auch als „Lerchen“, geht immer leicht vor. Ihre Zeiger stehen daher schon auf „Schlafenszeit“, wenn ihre Eulenkollegen erst so richtig wach werden.
Innere Uhr wird vererbt
Weil die Eigenschaften der individuellen biologischen Uhren von Genen gesteuert werden, ist auch der „Chronotyp“ vererbt. Ein Frühaufsteher wird daher vermutlich niemals problemlos zur extremen Nachteule mutieren, er kann sich aber bis zu einem gewissen Grad durchaus anpassen. Auch hier sorgen äußere Zeitgeber – wie beispielsweise der Wecker, die geregelten Arbeitszeiten oder das soziale Umfeld – dafür, dass unsere innere Uhr sich an die Verhältnisse anpasst.
Und den Nachteulen bleibt dabei immerhin noch ein Trost: Mit steigendem Alter wird der biologische Rhythmus auch bei den stärksten Eulen immer „Lerchen“ – ähnlicher. Wenigstens das frühe Aufstehen wird damit immer leichter…
Stand: 27.03.2002