Die schon Anfang Mai begonnenen Entlastungsbohrungen gelten als die letzte und große Hoffnung, das sprudelnde Öl dauerhaft zu stoppen. Von zwei rund einen Kilometer von dem Deepwater Horizon Standort entfernt schwimmenden Plattformen aus, den „Development Driller“ II und III, treiben Ingenieure Bohrungen in die Tiefe. Diese verlaufen zunächst 1.500 Meter senkrecht nach unten, knicken danach jedoch schräg ab in Richtung des Deepwater-Bohrlochs.
Etwa Mitte August, so sieht es der Zeitplan vor, soll die erste Entlastungsbohrung das gerade einmal 18 Zentimeter dicke Deepwater-Bohrloch unmittelbar über dem Ölreservoir erreichen. Damit dieser Präzisionstreffer gelingt, sind direkt im Bohrkopf Beschleunigungsmesser und Dopplersensoren integriert. Das Casing des alten Lochs wird zudem unter Strom gesetzt und elektromagnetische Sensoren im Bohrkopf registrieren die dadurch erzeugten Magnetfelder.
Pfropf unter dem Meeresboden
Ist der Kontakt hergestellt, will BP wieder schweren Spezialschlamm einpumpen und so allmählich den Ölfluss nach oben abbremsen und schließlich stoppen. Gelingt dies, wird Zement nachgepumpt und das Loch damit permanent verschlossen. „In drei, vier Monaten müsste das Bohrloch am Meeresboden abgedichtet sein“, erklärt Dominik. „Die gesamte Bohrung bis zur Endtiefe in der Lagerstätte wird BP aber mindestens noch ein Jahr beschäftigen.“
Eine solche Operation „Bottom Kill“ ist bisher bereits ein paar Mal eingesetzt worden, unter anderem nach der Havarie der mexikanischen Ölplattform Ixtoc I im Juni 1979. Wie sich mögliche Lecks im Bohrfutter der Deepwater-Bohrung auf den Erfolg der „Bottom Kill“-Methode auswirken, ist bisher ungeklärt – es herrscht das Prinzip Hoffnung.
Wie es weitergeht, lesen Sie in unserem ständig aktualisierten Special zur Ölkatastrophe Deepwater Horizon
Nadja Podbregar
Stand: 16.07.2010