Astronomie/Kosmologie

Lichtkrümmung statt Planeten…

Das lange Ende von Vulkan

Albert Einstein © Starobsever

Es dauerte bis zum 18. November 1915, bis das Vulkanproblem gelöst wurde. An diesem Tag veröffentlichte Albert Einstein die richtige Erklärung für die Periheldrehung des Merkurs – ohne Vulkan. Wenn man die Merkurdrehung mit der Allgemeinen Relativitätstheorie und nicht mit der Newtonschen Mechanik berechnet, dann löst sich das Problem in Wohlgefallen auf. Die Gravitation wird in der Relativitätstheorie eine gekrümmte Raumzeit beschrieben, die von Massen erzeugt wird. Ganz so, wie etwa auch eine Bleikugel ein straff gespanntes Gummituch krümmt.

Auch unsere Sonne »verbiegt« den Raum und dadurch werden quasi die Umlaufbahnen der Planeten »zusammengezogen«. Betrachtet man nun Merkur in einem flachen, euklidischen Raum mit Newtons Gesetzen, dann scheint es so, als ob sich Merkur zu »schnell« dreht. Erst mit Einsteins Formel, die in einer gekrümmten Riemannschen Geometrie gültig sind, wird die Merkurbahn richtig berechnet. Der Unterschied zwischen Newton und Einstein macht genau jene 43 Bogensekunden Periheldrehung aus, die einst zur »Geburt« von Vulkan führten.

Jetzt stand aber noch zur Diskussion, wie gut die »neue« Theorie von Albert Einstein tatsächlich ist, so sagt zum Beispiel die Relativitätstheorie voraus, dass auch das Licht dem gekrümmten Raum folgt. Und um dies experimentell zu untermauern, mussten die Astronomen wieder auf eine totale Sonnenfinsternis warten. Aber dieses Mal suchten die Astronomen bei der finsteren Sonne nicht nach dem zarten Leuchten eines unbekannten Planeten, sondern die Lichtablenkung durch die solare Raumkrümmung. Diese muss etwa doppelt so groß sein wie jene Lichtablenkung, die die Newtonsche Mechanik vorhersagt.

Am 29. Mai 1919 war es so weit, an diesem Tag war über Südamerika bis Afrika eine Sonnenfinsternis zu sehen. Und tatsächlich zeigte sich, dass jene Sterne, die dicht neben der dunklen Sonne aufleuchteten, ihre Position entsprechend der Einsteinschen Lichtablenkung verschoben hatten. Glücklos bei dieser Sonnenfinsternis blieben allerdings wieder jene Astronomen, die nach Vulkan suchten.

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Stand: 30.09.2001

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Rätsel um Vulkan
Ein Planet zwischen Science und Fiction

Rätsel im inneren Sonnensystem
Vulkanoide zwischen Merkur und Sonne

Mit Flugzeugen und dem Shuttle nach Planeten jagen...
Das Projekt SWUIS

Kleine Geschwister des Fabelplaneten Vulkan
Krater deuten auf die Existenz von kleineren Himmelskörpern

Die Geburt eines neuen Planeten
Le Verrier und die Periheldrehung des Merkur

Vulkan ist nur ein Vogelschwarm...
Sein oder Nichtsein

Zwei verdächtige Sterne und eine Sonnenfinsternis...
Die Suche nach Vulkan geht weiter

Lichtkrümmung statt Planeten...
Das lange Ende von Vulkan

Die "Auferstehung" des rätselhaften Planeten
Zuhause im Universum von Star Trek

Ein Planet in 16 Lichtjahren Entfernung...
Warum Vulkan in 40 Eridani wahrscheinlicher wäre als "vor unserer Haustür"

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