Allergien
Die Annahme, Linkshänder seien anfälliger für bestimmte Krankheiten, darunter Allergien und Migräne geht auf das vermeintlich eindeutige Ergebnis einer Studie des Bostoner Neurologen Norman Geschwind aus dem Jahr 1982 zurück. Er hatte die Kunden eines Linkshänderladens nach ihren Krankheiten befragt. Doch seine Umfrage hatte gleich mehrere methodische Mängel, die das Ergebnis verzerrten und es nicht reproduzierbar machten. Inzwischen gilt dieser Zusammenhang daher als entkräftet.
Haare
Bei den allermeisten Rechtshändern bilden die Haare auf dem Kopf einen sich im Uhrzeigersinn drehenden Wirbel. Bei Linkshändern dagegen ist die Drehrichtung des Wirbels variabler: rund die Hälfte dreht sich im, der Rest gegen den Uhrzeigersinn. Da sowohl die Haut als auch das Nervensystem sich in der frühen Embryonalentwicklung aus der äußersten Zellschicht entwickeln, könnte ein in dieser Phase aktivierter genetischer Mechanismus auf beide Eigenschaften wirken – so jedenfalls die Theorie des Genetiker Aman Klar.
Homosexualität
Eine im Jahr 2000 durchgeführte Meta-Analyse von 20 Studien zu diesem Thema ergab, dass homosexuelle Teilnehmer mit 39 Prozent größerer Wahrscheinlichkeit Linkshänder waren als heterosexuelle. Unter lesbischen Frauen lag der Anteil sogar noch etwas höher. Ob und wie beide Phänomen allerdings in einem Zusammenhang stehen, ist bisher nicht geklärt. Möglicherweise, so eine Hypothese, sind beide auf bestimmte Einflussfaktoren in der frühen Embryonalentwicklung zurückzuführen.
Nachteile im Beruf
Hat die Händigkeit auch Auswirkungen auf den beruflichen und speziell den wirtschaftlichen Erfolg? Dieser Frage gingen unabhängig voneinander eine amerikanische und eine britische Studie mit jeweils 5.000 Teilnehmern nach. Entgegen den Erwartungen verdienten Linkshänder mit hohem Bildungsabschluss in den USA im Durchschnitt zehn bis 15 Prozent mehr als ihre rechthändigen Kollegen. In Großbritannien wurde nicht nach Abschluss differenziert, aber auch dort lagen die Gehälter zumindest bei den männlichen Linkshändern noch um durchschnittlich fünf Prozent über denen ihrer rechtshändigen Gegenparts. Warum, darüber wird noch spekuliert. Einer Hypothese nach könnte es daran liegen, dass Linkshänder dazu neigen außerhalb der engen Regeln und Konventionen zu denken und ungewöhnliche Ideen zu entwickeln.
Schotten-Clan
Der seit mehr als tausend Jahren im schottischen Grenzgebiet angesiedelte Klan Kerr soll der Sage nach vorwiegend aus Linkshändern bestanden haben. Einige ihrer noch heute erhaltenen Burgen haben Wendeltreppen, die gegen den Uhrzeigersinn gewunden sind. Dies gibt oben stehenden Verteidigern mehr Bewegungsfreiheit mit dem linken Arm und könnte ein zusätzlicher Hinweis auf die Linkshändigkeit dieses Klans sein.
Ein Artikel im British Medical Journal aus dem Jahr 1972 ergab einen Anteil von immerhin 30 Prozent Linkshändern unter heutigen Briten mit dem Nachnamen Kerr oder Carr. Eine Folgestudie im Jahr 1993 allerdings widerlegte dieses Ergebnis und konnte keinen statistisch signifikanten Zusammenhang finden.
Als linkshändig verewigt hat sich der Klan dennoch, denn im schottischen Sprachgebrauch bedeutet bis heute „kerr-handed“ und „corry-fisted“ linkshändig.
Umerziehung
Da links als die „unfeine“ Seite galt, und man glaubte, Linkshändern viele Nachteile ersparen zu können, wurden linkshändige Kinder früher meist dazu erzogen, mit rechts zu schreiben und überhaupt vorwiegend die rechte Hand zu nutzen. In vielen Kulturen ist dies auch heute noch der Fall. Inzwischen habe Studien jedoch belegt, dass diese Umerziehung einige Nachteile mit sich bringt. So scheinen bestimmte Gehirnbereiche bei umtrainierten Linkshändern überproportional stark beansprucht zu werden – das umgeschulte Gehirn muss den gestellten feinmotorischen Aufgaben offenbar mehr Aufmerksamkeit und Energie widmen als das Gehirn von echten Rechts- oder Linkshändern.
US-Präsidenten
Unter den Präsidenten der USA hat es im 20. Jahrhundert auffällig viele Linkshänder gegeben. Nicht nur Ronald Reagan, George Bush Senior und sein Nachfolger Bill Clinton, auch Harry Truman und vielleicht auch Herbert Hoover regierten mit der „linken Hand“. Auch der zurzeit amtierende Barack Obama ist Linkshänder.
Stand: 01.08.2008