Wenn Deutschland künftig ohne russisches Erdgas auskommen will oder muss, müssen die LNG-Kapazitäten ausgebaut werden. Dies gilt sowohl für die Einspeisung von LNG-Gas aus Westeuropa, als auch für eigene LNG-Terminals an der deutschen Küste – so jedenfalls ist zurzeit der vorherrschende Tenor in der deutschen Politik. Was aber heißt das konkret?

Renaissance der Terminalpläne
Schon länger wird darüber diskutiert, ob Deutschland nicht auch eigene LNG-Terminals installieren sollte. Drei Standorte sind dabei schon seit Jahren in der Diskussion: Im niedersächsischen Stade sehen Pläne ein Onshore-LNG-Terminal mit einer Kapazität von zwölf Milliarden Kubikmeter pro Jahr vor. In Wilhelmshaven und im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel sollen schwimmende LNG-Terminals (FRSU) entstehen, die fünf und acht Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr umsetzen und ins Gasnetz einspeisen könnten.
In den letzten Jahren lagen die Pläne für diese Anlagen jedoch auf Eis, weil ihr Nutzen stark umstritten war und LNG eine schlechte Klimabilanz hat. Noch 2019 erklärte daher Isabell Braunger vom Fachgebiet für Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik der TU Berlin: „Energiewirtschaftlich ist diese Investition nicht notwendig, und die positiven Signale, die den Investoren von Seiten der Politik gemacht werden, sind nicht vereinbar mit Klimaschutzzielen.“
Brunsbüttel könnte das erste sein
Der Konflikt mit Russland hat dies jedoch verändert – und die politische „Zeitenwende“ hat nun auch den Plänen für deutsche LNG-Terminals wieder Rückenwind verliehen. Für das Terminal in Brunsbüttel haben der deutsche Energiekonzern RWE, der niederländische Gasnetzbetreiber Gasunie und die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Ende März bereits ein Memorandum of Understanding (MoU) unterzeichnet – eine schriftlich niedergelegte Absichtserklärung.