Forscher Schulze-Makuch meint: „Von einem astrobiologischen Blickpunkt aus betrachtet, ist Venus kein hoffnungsloser Fall“. Man muss ja nicht die Oberfläche selbst anpeilen. Ein weit aussichtsreicherer Ort ist die Venus-Atmosphäre. In einer Höhe von rund 50 Kilometern existieren durchaus verträgliche Bedingungen, fernab der erdrückenden Luftlast, der brodelnden Hitze und des beißend sauren atmosphärischen Dampfes. Der Druck ist in diesen Höhen ziemlich genau auf das irdische Oberflächen-Niveau gesunken. Die Temperaturen sind mit rund 70 Grad Celsius bereits für viele Lebensformen gut erträglich. Und selbst Wasser gibt es: in Form feiner Tröpfchen, die dort schweben.
Makuch und Irwin belassen es aber nicht bei Spielereien mit ein paar Grunddaten. Sie haben die umfangreichen Ergebnisse der diversen Raumsonden gründlich durchforstet und ausgewertet, um weitere Hinweise zu finden. Auf dem Second European Workshop on Astrobiology stellten die beiden Experten ihre Beobachtungen und Schlussfolgerungen vor. Wie sie sagen, resultiert aus der chemischen Zusammensetzung der Venus-Atmosphäre, dass sich dort rätselhafte Vorgänge abspielen. Dafür könnten Bakterien verantwortlich sein.
Stutzig wurden die Forscher, als sie Schwefelwasserstoff und Schwefeldioxid in friedlicher Koexistenz nebeneinander in der Venus-Luft fanden. Diese Gase aber reagieren normalerweise miteinander, sie werden nie zusammen vorgefunden, wenn nicht ständig für Nachschub gesorgt wird. Auch entdeckten sie eine weitere Schwefelverbindung, die normalerweise nur in biologischen Prozessen entsteht.
Stand: 30.09.2003