Machte die Raumfahrt Hausfrauen glücklich?

Die wahre Geschichte der Entdeckung des Teflons

Die Raumfahrt verschlingt zwar jede Menge Geld und wir haben noch immer keine Siedlungen auf dem Mond oder Mars, aber immerhin brennt in den Teflon-Pfannen, einem Abfallprodukt der Weltraumforschung, nichts mehr an. Nicht ganz. In den Pfannen brät zwar nur selten was fest, der Weltraumforschung aber haben wir das Teflon nicht zu verdanken.

Die Geschichte des Teflon beginnt viel früher und auch hier spielt der Zufall eine entscheidende Rolle. Als der amerikanische Chemiker Roy Plunkett im Jahre 1938 abends sein Labor verließ, vergaß er, eine Gasflasche in den Kühlschrank zu stellen. Zu der Zeit beschäftigte er sich mit der Suche nach einem neuen Kältemittel für Kühlschränke und experimentierte dazu mit verschiedenen Fluor-Verbindungen. Die Flasche mit dem Tetra-Fluor-Ethylen blieb somit über Nacht im Labor stehen.

Am nächsten Morgen schien kein Gas mehr in der Flasche zu sein. Plunkett wunderte sich, denn am Vorabend war die Gasflasche noch fast voll gewesen. Als Wissenschaftler war er neugierig genug, die Flasche aufzusägen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Im Innern des Gefäßes fand Plunkett ein weißes Pulver. Daraus folgerte er, dass sich die einzelnen Moleküle des Gases miteinander verbunden hatten und nun zu langen Ketten polymerisiert vorlagen. Poly-Tetrafluor-Ethylen war entstanden. Dieser neue Kunststoff hatte zwar einige chemisch interessante Eigenschaften, zum Beispiel reagierte er mit keinem bekannten Stoff, schien aber sonst zu nichts zu gebrauchen.

Erst 22 Jahre später kam eine finnische Firma auf die Idee, das Material als Beschichtung von Pfannen zu verwenden. Davor war der nun unter dem Namen Teflon verkaufte Kunststoff schon als Korrosionsschicht in Uranbehältern eingesetzt worden. Ein Jahr nachdem die Teflonpfanne die Küchen erobert hatte, wurde Teflon auch in der Raumfahrt genutzt – bei der Veredelung von Raumkapseln, als Kabelisolierung oder Schutzschicht auf den Raumanzügen. Auch die Sammeltüten für Mondgestein bestanden aus Teflon.

Von der Raumfahrt zurück in den Alltag gelangte der Kunststoff als Bob Gore entdeckte, dass man das Material zu einer dünnen Membran strecken kann. Eigentlich stellte er Dichtungen aus Teflon her, nun aber war er Erfinder des wasserabweisenden Gore-Tex. Auch die Deutsche Bahn hofft nun, mit der Hilfe von Teflon Graffiti-Sprayern beizukommen. Eine Schicht des Stoffes soll den Wagen eine abweisende Oberfläche verleihen und aufgesprühten Lack zerlaufen oder zumindest leicht abspülen lassen. Weitere Anwendung findet Teflon in der Medizin. Implantate aus Gore-Tex wie Herzklappen oder künstliche Gelenke nutzen den unangreifbaren Kunststoff.

Ein Glück also, dass Plunkett damals die Gasflasche im Labor stehenließ.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. 8
  18. |
  19. 9
  20. |
  21. 10
  22. |
  23. 11
  24. |
  25. 12
  26. |
  27. 13
  28. |
  29. 14
  30. |
  31. 15
  32. |
  33. 16
  34. |
  35. 17
  36. |
  37. weiter


Stand: 30.05.2000

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Zufälle in der Wissenschaft
Gott würfelt nicht (?)

Einen Nobelpreis für jeden
Braucht man als Wissenschaftler nur ein wenig Glück?

Der gläserne Mensch
Die Entdeckung der Röntgenstrahlen

Bedeckter Himmel schuld an Hiroshima?
Schlechtwetterphase mit weitreichenden Folgen

Kälter als Eis
Supraleitung - die Elektronen haben Vorfahrt

Schimmelpilze retten Leben
Entdeckung des Penicillins durch einen mißglückten Versuch

Der geplante Zufall
Ein norwegischer Pilz hilft bei Organtransplantationen

Chaos, Fraktale und das Wetter
Ein Schmetterling kann die Welt verändern

Ein Spiegelbild mit tragischen Folgen
Contergan und seine (Neben-)wirkung

Vom Weltraumstaub zum Fußball
Die Entdeckung der Fullerene

Machte die Raumfahrt Hausfrauen glücklich?
Die wahre Geschichte der Entdeckung des Teflons

Kein Picknick ohne Polyethylen
Wie uns der Zufall die Margarine-Verpackung bescherte

Auf der Suche nach Gold
Porzellan rettete Johann Friedrich Böttger vor dem Galgen

Radar in der Küche
Ein Schokoriegel gab den Anstoß

Der Schatz auf der Müllkippe
Von Silberschätzen, Neandertalern und alten Schriftrollen

Musikalische Planeten
Eine seltsame Idee führte zum richtigen Ziel

Der Zufall - wichtig oder nicht?
Würden wir ihn erkennen?

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema

keine Dossiers verknüpft