Neben dem chemisch erzeugten LSD gibt es auch einige weitere Psychedelika aus der Stoffgruppe der Tryptamine, die direkt auf natürliche Ursprünge zurückgehen – die Natur selbst hat diese Drogen produziert.
Pilze als Halluzinogen-Lieferant
Auch in „magic mushrooms“, den Zauberpilzen, findet sich eine halluzinogen wirkende Substanz aus der Stoffgruppe der Tryptamine. Das sogenannte Psilocybin kommt zum Beispiel im Mexikanischen Kahlkopf (Psilocybe mexicana) oder in dem in Deutschland wachsenden Spitzkegeligen Kahlkopf (Psilocybe semilanceata) vor.
Wie der Wirkstoff in den Pilzen entsteht, haben Wissenschaftler um Janis Fricke von der Friedrich-Schiller-Universität Jena herausgefunden. Man wusste bereits, dass dieses Halluzinogen ein Derivat der Aminosäure Tryptophan ist. Das Tryptophan gilt als eine Vorstufe des Neurotransmitters Serotonin. Wie aber die Pilze diese Aminosäure in das Psilocybin umbauen, erkannte das Team erst, als sie den Biosyntheseweg des Psilocybins entschlüsselten.
Es zeigte sich: Die Pilze nutzen vier Enzyme, um die Aminosäure Schritt für Schritt umzubauen. Im ersten Schritt der Biosynthese spaltet eine zuvor unbekannte Klasse der Tryptophan-Decarboxylasen eine Carboxylgruppe (-COOH) von der Aminosäure ab. As nächstes hängt eine Monooxygenase eine Alkoholgruppe an, an die eine Kinase eine Phosphatgruppe ergänzt, wie die Forscher berichten. Am Schluss verknüpft eine Methyltransferase noch zwei zusätzliche Methylgruppen mit dem Molekül – und fertig ist das Psilocybin.
Ähnliche Wirkung wie LSD
Das Psilocybin wird meist eingenommen, indem die Pilze getrocknet und dann gegessen werden. Im Körper wird die Substanz dann innerhalb von zehn bis 30 Minuten zum sogenannten Psilocin umgewandelt, das wie LSD an Serotonin-Rezeptoren – insbesondere den Rezeptoren vom Typ-2A – im Hirn bindet und diese aktiviert. Dadurch hat es eine ähnliche Wirkung auf das Bewusstsein wie LSD und sorgt für akute Wahrnehmungsveränderungen, veränderte Stimmungen und auch mystische Erfahrungen.
Zudem beeinflusst Psilocin die Aktivität hemmender Nervenzellen: Beispielsweise stimuliert es Neuronen, die normalerweise durch den Botenstoff Gamma-Amino-Buttersäure (GABA) gehemmt werden und dadurch eine beruhigende Wirkung auf den Körper haben. Die Pilzdroge versetzt die Nerven so in einen erhöhten Erregungszustand. Psilocybin stört zudem einige Verbindungen zum Gehirn, sodass es auch infolgedessen zu veränderten Wahrnehmungen kommt.
Halluzinogene auch aus Lianen
Ähnliche Wirkweisen hat auch das aus der im Amazonasgebiet heimischen Liane Banisteriopsis caapi stammende Dimethyltryptamin (DMT): Es gehört ebenso wie LSD und Psilocybin zu den halluzinogenen Tryptaminen und zeigt damit auch eine große strukturelle Ähnlichkeit mit dem Neurotransmitter Serotonin. Dadurch bindet auch DMT leicht an den Serotonin-Rezeptoren und wirkt entsprechend auf das menschliche Bewusstsein.
Oral aufgenommen, tritt die Wirkung von DMT erst nach etwa 45 Minuten ein und hält rund vier Stunden an. Wird das DMT geraucht, setzt die Wirkung hingegen bereits nach etwa einer Minute ein, erreicht nach zwei bis fünf Minuten ihren Höhepunkt und ist nach etwa einer Stunde nicht mehr zu spüren. Aufgrund dieser schnell und nur kurzfristig einsetzenden Wirkung wird der durch DMT erzeugte Trip auch als „businessman’s trip“ bezeichnet.