Es begann im Yellowstone Nationalpark in den USA. Als der Bakteriologe Thomas Brock Anfang der 60er Jahre damit anfing, in einigen der zahlreichen heißen Quellen und warmen Tümpel im Yellowstone-Gebiet Proben zu nehmen, ahnte er nicht, dass er vor einer geradezu revolutionären Entdeckung stand – der Tatsache, dass auch weit jenseits aller bis dahin bekannten Hitztoleranzgrenzen noch Leben existiert.
Bis zu diesem Zeitpunkt galten Temperaturen von rund 80 Grad Celsius als absolute Obergrenze für jede Form biologischer Existenz. Darüber, so war man sich sicher, könne schon aufgrund der extrem hitzeanfälligen Enzyme und anderer wichtiger Stoffwechselmoleküle kein Organismus längerfristig überleben. Doch Brocks Funde stellten dieses biologische Dogma auf den Kopf. Eigentlich wollte Brock nur Bakterien in einem möglichst einfachen realen Umfeld studieren, doch was er fand, hatte mit einfach nicht mehr viel zu tun.
Während er sich probennehmenderweise langsam an einem kleineren warmen Bach stromaufwärts bewegte, näherte er sich auch der heißen Quelle, die das Flüsschen speiste. Eigentlich wollte er schon aufhören, da das Wasser langsam die 80 Grad Grenze überschritt und er keine weitere Ausbeute mehr erwartete, doch seltsamerweise fand sich noch immer reichlich Leben in seinen Proben. Neugierig geworden sammelte Brock weiter bis direkt zur heißen Quelle, und selbst dort, an den felsigen Wänden die das ausströmende kochende Wasser umgaben, entdeckte er Bakterien.
Wie konnte das möglich sein? Thermophile – Organismen, die Temperaturen bis zu 60 Grad Celsius überleben – waren zwar schon seit langem bekannt, aber Bakterien, die nicht nur weitaus höheren Temperaturen ertrugen, sondern sich unter diesen Extrembedingungen sogar vermehrten, waren eine biologische Sensation. Offenbar schafften es diese Hyper-Thermophilen irgendwie, ihre Enzyme gegen die zerstörerische Wirkung der Hitze zu schützen. Aber wie?
Stand: 26.05.2001