Im „Marsianer“ legt Mark Watney eine gewaltige Strecke auf dem Mars zurück. Der geplante Landeplatz der Ares-4 Mission im Schiaparelli-Krater liegt rund 3.200 Kilometer von seinem Standort in der Ebene Acidalia Planitia entfernt. Wie diese Gegenden aussehen und welchen Herausforderungen der Astronaut bei seinen Fahrten gegenübersteht, lässt sich gut an den faszinierenden Realaufnahmen der im Marsianer vorkommenden Orte ablesen.
Acidalia Planitia: Ebene mit Pickeln
Die Tiefebene Acidalia Planitia ist schon mit Teleskopen von der Erde aus gut zu erkennen. Denn sie bildet einen dunklen Fleck auf der Nordhalbkugel des Roten Planeten. Im Gegensatz zum zerklüfteten Hochland des Südens ist diese Ebene kaum von Kratern durchsetzt. Der Grund dafür: Ihre Oberfläche ist viel jünger und wurde von Vulkanismus oder aber flüssigem Wasser mehrfach umgeformt.
Auf den ersten Blick erscheint Acidalia Planitia relativ glatt und eben. Doch das täuscht. Denn Acidalia Planitia ist von zehntausenden von runden, etwa einen Kilometer großen „Pickeln“ bedeckt. Schon die NASA-Raumsonde Viking sendete Aufnahme dieser hellen Hügel. Worum es sich bei diesen Kuppen handelt, ist bis heute rätselhaft. Es könnte sich um vulkanische Lavakegel handeln oder um Pingos – Formationen, wie sie in Permafrostgebieten der Erde über Eisablagerungen entstehen.
Eine weitere, von vielen Planetenforschern vertretene Möglichkeit: Diese Hügel könnten Überbleibsel von einst aktiven Schlammvulkanen sein. Sie entstehen, wenn ein sandiger, wassergesättigter Boden destabilisiert wird und unter Druck Schlamm in die Höhe quillt – beispielsweise entlang von Bruchzonen im Gestein. In jedem Falle ist es durchaus denkbar, dass eine künftige Marsmission sich diese Ebene als Ziel sucht, um das Geheimnis der Kuppen zu lösen.
Ares Vallis: Pathfinders Heimat
Auf seiner ersten längeren Exkursion fährt Watney zum Landeplatz der NASA-Sonde Pathfinder im Ares Vallis. Dieses 1.700 lange und an seiner Mündung 100 Kilometer breite Tal könnte einst von gewaltigen Wassermassen geformt worden sein, die von der südlichen Hochebene in die Chryse-Ebene hinab und dann nach Acidalia Planitia strömten. Dafür sprechen von Gräben durchzogene Ufer, stromlinienförmige Inseln und terrassenartige „Uferbänke“ an den Talrändern.
Um die Spuren dieses urzeitlichen Wasserstroms zu untersuchen, landete der Marsrover Pathfinder 1997 im Mündungsgebiet von Ares Vallis. Im „Marsianer“ nutzt Watney die „Twin Peaks“ als Landmarke, um den Weg zu finden. Dabei handelt es sich um einen Doppelhügel, der in den Panoramaaufnahmen der Sonde gut zu erkennen ist.
Von Marwth Vallis bis Terrra Meridiani
Bei seiner großen Tour zum Schiaparelli-Krater nutzt Astronaut Watney ein weiteres natürliches Ausflusstal, um von der nördlichen Tiefebene auf die Hochebene Arabia Terra zu gelangen. Marwth Vallis ist von geschichteten Wänden eingerahmt, die besonders viele Tonminerale enthalten – ein Hinweis auf urzeitliches Wasser. Unter anderem deshalb war dieses Gebiet in der engeren Wahl als Landeplatz den Curiosity Rover.
Am Marth Crater auf dem Hochland von Arabia Terra stellt Watney fest, dass die Leistung seiner Solarzellen nachlässt. Ihm wird klar, dass sich ein Staubsturm nähert – aber woher? Nach aufwändigen Messfahrten schlussfolgert der Astronaut, dass es besser ist, nach Süden auszuweichen statt den Krater auf der Nordseite zu umrunden und auf geraden Weg zum Schiaparelli-Krater zu fahren. 540 Kilometer südlich vom Marth Krater erreicht Watney den Rand von Terra Meridiani, einer Ebene, an deren Westrand der Opportunity-Rover der NASA landete.
Am Ziel: Der Schiaparelli Krater
Nach seiner 3.200 Kilometer langen Reise ist Mark Watney endlich am Ziel angekommen, dem rund 460 Kilometer großen Schiaparelli Krater. Trotz seiner Größe ist er – zum Glück für den Astronauten – relativ flach. Planetenforscher vermuten, dass entweder Lava oder aber Ablagerungen eines urzeitlichen Sees seinen Grund aufgefüllt haben.
Aufnahmen des Mars Reconnaissance Orbiter zeigen, dass der Wind die dünne, dunkle Staubschicht auf dem Untergrund stellenweise weggeweht hat, so dass das hellere Untergrundgestein hervortritt. Dennoch würde Mark Watney hier wohl mit seinem Rover relativ gut vorankommen – wie es ja auch im „Marsianer“ geschildert wird. Eine Attraktion lässt er allerdings links liegen: In einem der kleineren Krater im Schiaparelli verbirgt sich ein ebenso faszinierend schönes wie rätselhaftes Muster aus konzentrischen Gräben und Erhebungen. Wie sie entstanden, ist bisher unbekannt.
Nadja Podbregar
Stand: 08.10.2015