Das Faszinierende an Neurotechnologien ist, dass Menschen und Maschinen in einer Weise zu interagieren beginnen, die man so noch nicht kannte. Auch wenn wir über Prothesen oder verschiedene Körpermodifikationen Erfahrungen mit Selbsttechnisierungen haben, ist doch die direkte Verschaltung von Elektronik und Gehirngewebe eine neue Dimension von Technisierung.
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Wer ist der Verantwortliche?
Und dies betrifft nicht nur Persönlichkeitsveränderungen. Auch die neue Einheit von Mensch und Maschine wird uns vor Herausforderungen stellen. So wird in der Grundlagenforschung daran gearbeitet, Roboterarme zu bauen, die die Bewegungsabsichten von Patienten quasi eigenständig ergänzen und ausführen. Der Computer soll dabei lernen, die Intentionen einer Person zu verstehen. Dadurch „weiß“ die Neuroprothese dann, ob der Patient sich kratzen will oder welchen von zwei Bechern er greifen möchte.
Es wird zwar noch etwas dauern, bis derartige Anwendungen marktfähig werden, aber es ist jetzt schon abzusehen, dass sich unser Begriff von Verantwortung ändern kann, wenn die Intention von Nutzern auf die Maschine übertragen wird. Wer ist verantwortlich, wenn intelligente Neuroprothesen unsere Gehirnaktivität immer eigenständiger interpretieren und umsetzen? Die computergestützte Übersetzung und technische Umsetzung transformiert die Identität des Nutzers, er ist Mensch und Maschine zugleich.