Wir haben heute begonnen, mit einem Schwerelot den Meeresboden zu beproben. Ein solches Schwerelot ist ein mehrere Meter langes Stahlrohr, an dessen oberen Ende ein 1,5 Tonnen schweres Gewicht montiert ist. In das Stahlrohr wird ein Plas–tik-rohr, der sogenannte „Liner“, eingebracht. Das Gerät wird dann zum Meeresboden hinuntergelassen und drückt sich durch das hohe Eigengewicht langsam ins Sediment. Nach der Bergung des Schwerelots wird der Liner, der nun das Sediment enthält, aus dem Lot entnommen, zersägt und beprobt.
Bereit im ersten Versuch kamen mit dem Lot große Mengen Gashydrat mit an Deck. Die Gashydratbrocken wurden aus dem Kern gesucht und in flüssigem Stickstoff eingefroren, da das Gashydrat bei den hohen Temperaturen und dem niedrigen Druck an der Oberfläche sofort zu zerfallen beginnt. Neben dem Methangas ent–hielt der Kern auch jede Menge des übel riechenden Schwefelwasserstoff-Gases, ein Produkt aus dem mikrobiellen Umsatz von Methan. Der Schwefelwasserstoff reagiert stark mit Silber – so haben einige Kollegen nun schwarze Verlobungsringe am Finger.
Der zweite Kern wurde im Kühllabor geschlachtet, in dem das Porenwasser mit sogenannten „Rhizonen“ in Spritzen aufgenommen wird, und die empfindlichen chemischen Parameter umgehend im Schiffslabor gemessen werden können. Der Rest des Kerns wurde für eventuelle spätere Untersuchungen verschlossen und im Kühlraum gelagert, sowie später im Kern-Archiv des Marum.
Salz fördert „Pockennarben“
Damit solche spektakulären Strukturen wie das Regab-Pockmark entstehen können, bedarf es einer günstigen Kombination von Faktoren. Im Kongobecken ist es eine mächtige Salzschicht, die in der Kreidezeit im Südatlantik gebildet wurde. Sie wird heute in großer Tiefe durch Druck deformiert und steigt aufgrund ihrer geringen Dichte an vielen Stellen auf. Dabei drückt sie die darüber liegenden Sedimentschichten hoch, und diese zerbrechen entlang vieler Störungsflächen, die dem Gas den Weg nach oben erleichtern.
Die Pockmarks finden sich gerade genau über diesen aufsteigenden Salzkörpern, die den Gasfluss konzentrieren und so die zahlreichen Austrittsstellen versorgen. Die Forscher wollen herausfinden, wie diese faszinierenden Tiefseehabitate des westafrikanischen Kontinentalrands an geologische und biogeochemische Prozesse der Gas- und Flüssigkeitsausstritte gekoppelt sind und warum gerade hier die Artenvielfalt so groß ist.
Christina Beck / MaxPlanckForschung / Expeditions-Blog
Stand: 27.02.2009